Autor Thema: Heimkehr  (Gelesen 14289 mal)

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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #45 am: Freitag, 28.12.2018, 13:27:00 »
Voltan guckte Eileen fragend an. Dann fiel sein Blick auf seine Hände.
"Oh..." sagte er nur.
Vorsichtig strich er mit den Fingern über den Raureif auf seinem Handrücken. Das Eis schmolz sofort.
"Warst du das?" fragte er Eileen. Die Priesterin schüttelte nur mit dem Kopf.
"Also...nein, kalt ist mir nicht. Im Gegenteil, zum ersten mal seit langem hab ich das Gefühl, dass mir warm ist. "
Einen Moment lang runzelte er die Stirn.
"Ich muss mit Rodian reden." sagte er dann und sprang auf. Sofort wurde ihm schwarz vor Augen und er sank  wieder zurück.
"Langsam, Bruder!" Eileen legte ihm den Arm um die Schultern und stützte ihn. Doch davon wollte Voltan nichts hören. Er suchte den Blick eines der Umstehenden.
"Du, Bruder, geh in die Bibliothek und suche Bruder Rodian. Sag ihm, dass ich ihn in zehn Augenblicken in meiner Kammer zu sprechen wünsche."
"Sofort, Voltan" Der Angesprochene eilte davon.
"Und er soll mitbringen, was er für mich hat." rief Voltan ihm nach. Dann wandte er sich an Eileen, ihren fragenden Blick ignorierend.
"Komm, hilf mir auf,Schwester. Es gibt Dinge zu tun."
"Wanderer, kommst du nach Sparta, dann berichte, du hast uns hier liegen gesehen, so, wie es das Gesetz befahl."

Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #46 am: Freitag, 28.12.2018, 17:24:33 »
Aslana sandte ein kurzes Dankgebet an die Acht, als Voltan erwachte und wieder bei klarem Verstand war.
Unhörbar stöhnte sie auf, als sie Eileen von der Dunkelheit in dem Paladin reden hörte. Sie selbst hatte nichts Finsteres mehr an Voltan wahrgenommen.
Sie hielt sich weiter im Hintergrund und beobachtete stirnrunzelnd Voltans Aktionismus.
Du solltest Dir ein klein wenig mehr Zeit nehmen, die letzten zehn Augenblicke haben Dir eine Menge abverlangt.
Aber die Priesterin sagte nichts.
"Was ein Gegner von Dir hält, ist zweitrangig. Hauptsache, er überschätzt sich."
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #47 am: Freitag, 28.12.2018, 17:38:25 »
"Es gibt Dinge zu tun" , echote Eilenn ungläubig. "Voltan! Du hattest gerade einen Anfall von dem ich nicht weiß, was es war. Dein Geist war irgendwie... weit weg. Und dein Körper ist sehr geschwächt und noch immer haftet Chaos an dir! Es gibt Dinge zu tun... ja, die gibt es sicher aber wenn du dich nich sofort etwas ausruhst..." Sie brach ab, als Voltans Blick sie traf. Sie kannte diesen Ausdruck nur zu gut und wusste, dass sie im Moment chancenlos war.

Resigniert hob die Priesterin die Hände. "Schön. Bringen wir dich auf dein Zimmer. Aber wenn du Dir schon keine Pause gönnen willst, will ich wenigstens ein paar Antworten auf die Fragen, die du gerade so schön ignorierst, die gesagten und ungesagten."

Sie half Voltan auf die Füße und gab ihm einen Moment, seine Balance wiederzufinden. Kurz schien der Paladin mit Schwindel zu kämpfen, dann straffte er die Schultern. Zwar stütze Eileen ihn nach wie vor aber im Moment schien es zu gehen. Als Voltan die ersten Schritte machte fiel der Raureif in einem feinen Nebel aus Eiskristallen von ihm ab. Die Anwesenden betrachteten es staunend, sagten aber für den Moment nichts dazu.

Die zwei gingen an Aslana vorbei, die irgendwie grimmig dreinschaute und alles in allem etwas unschlüssig wirkte. "Begleite uns bitte", sagte Eileen. "Vielleicht finde ich Zeit für dein Ohr." Dann aber wandte sich Eileen fragend an Voltan. "Oder ist das was wir besprechen werden erstmal nur für den Ordens bestimmt? Dann lass mich Aslana schnell auf ihr Gästequartier bringen und zumindest sicherstellen, dass es ihr an nichts fehlt, bis ich zu ihr kommen kann."
"Ragna, geh mal einen Schritt beiseite - ewig stehst Du im Licht!"

Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #48 am: Freitag, 28.12.2018, 18:00:25 »
"Lass nur, Eileen! Das hier ist im Moment wichtiger. Wenn Voltan unter vier Augen mit Dir reden möchte, dann geh. Ich werde dann erstmal in die Schänke zurückgehen. Du kannst mich dort ja abholen, wenn Ihr fertig seid.
Und Du, Voltan, solltest auf Deine Schwester hören. Schließlich willst Du auch in zwanzig Jahren noch die Finsternis bekämpfen. Das war gerade keine Kleinigkeit, was Du durchgemacht hast."
Aslana redet ruhig und sachlich.
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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #49 am: Freitag, 28.12.2018, 18:30:20 »
Voltan fühlte sich zum ersten mal seit langer Zeit wieder gut. Sein Körper fühlte sich leicht und kraftvoll an. Dieses Gefühl hatte er lange nicht mehr gehabt.
"Alles in Ordnung. Bring Aslana zum Gästequartier und kümmere dich um sie. Ich spreche mit Rodian. Er hat ein paar Dinge, die er mir geben möchte. Dann können wir zwei uns unterhalten."
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zur Tür hinaus.
Als Voltan den Innenhof überquerte, trat aus einer dunklen Ecke eine Gestalt in einem langen braunen Mantel mit hochgeschlagener Kapuze auf ihn zu.
Voltan stutzte, dann ließ er mit einem resignierten Seufzer die Schultern hängen.
"Wie hast du es diesmal geschafft, an den Wachen vorbei zu kommen?"
Sein Gegenüber antwortete nur mit einem amüsierten Schulterzucken. Unter der Kapuze sah man ein breites Grinsen, aus dem aber nur wenig Humor sprach.
"Ich komme wann ich will und ich gehe wenn ich will." sagte er mit einer leisen, kratzenden Stimme und bewegte sich weiter auf Voltan zu. Mit fast katzenhafter Anmut blieb er stehen und guckte lauernd unter dem Rand der Kapuze hervor. Dann streckte er flink eine Hand mit einer Schriftrolle aus.
"Neuigkeiten für dich. Die Truppenaushebungen laufen langsamer als geplant. Der Fürst befürchtet schon, dass das ganze ins Wasser fällt."
Voltan griff nach der Rolle.
"Gut, danke für die Information. Aber hör mal zu, Witnere, der Fürst kann auf unsere Loyalität vertrauen. Und wenn es soweit ist, dann werde ich ihm genug Kämpfer für die Invasion beschaffen. Jetzt allerdings muss ich mich um andere wichtige Dinge kümmern." Er wandte sich zum gehen. "Du weißt ja, wie die raus kommst "
Witnere grinste zum Abschied wieder sein kaltes Grinsen und verschwand im Schatten.
"Ich hasse den Kerl!" murmelte Voltan, als er auf die Tür zu ging, die zu den Quartieren der Ordensmitglieder führte.
Drinnen würde er fast von jenem Bruder, den er vorhin im Tempel zu Rodian geschickt hatte, über den Haufen gerannt.
"Ah, Voltan, Rodian ist gerade auf dem Weg in deine Kammer."
"Danke, Bruder." antwortete Voltan knapp, schob sich an dem Bruder vorbei und lief den Flur entlang.
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #50 am: Samstag, 29.12.2018, 01:36:59 »
Kopfschüttelnd blickte Eileen dem Paladin nach, als dieser mit kräftigem Schritt den Tempel verließ. Sie blickte erst Aslana, dann die verbliebenen drei Ordensmitglieder an. "Wenn mir einer von euch erklären kann, was hier gerade passiert ist... Nicht? Ah. Dann sind wir alle gleich schlau."

Stirnrunzelnd sah sie wieder zur Tür. "Na wenigstens schwankt er nicht mehr. Trotzdem... Er sollte sich ausruhen. Ich hasse es, wenn er das tut." Mit einem leisen Lachen sah sie zu ihrer Kriegerschwester hoch. "Fast so schlimm wie ich, hm?"

Die Priesterin seufzte und bedankte sich bei ihren Ordensbrüdern für die Hilfe. dann kniete sie sich kurz vor den Altar und danke den Alten. Allen voran dem Blauen. Dann erst ging sie mit Aslana hinaus. "Ich verstehe das nicht", begann sie wieder als die beiden Frauen den Burghof durchquerten. "Da war Dunkelheit in ihm. Und ich meine nicht das Chaos. Ja sicher, auch davon spürte ich wenig überraschend einen kleinen Rest an seinem Handgelenk. Aber da war auch noch etwas anderes, etwas das ich nicht genau sehen konnte. Es ist jetzt weg, was immer es war. Möglich, dass es auch erst genauso plötzlich... Einfluss nahm. Will sagen, er wird wohl nicht die ganze Zeit Dunkelheit in sich gehabt haben, seit Westfurth. Wenn das überhaupt zusammenhängt. Er würde sowas doch merken... oder nicht? Ach bei den Alten, ich hab einfach keine Ahnung, was das war." Eileen klang sichtlich frustriert.

Ihr Weg führte sie ins Innere des Hauptgebäudes und dort eine gut beleuchtete Steintreppe hoch. Sie gingen durch eine kunstvoll verzierte Holztür in einen relativ kurzen Gang, der auf beiden Seiten Holztüren aufwies. "Unsere Gästequartiere," erklärte die Priesterin. "Die Betten sind wirklich gut." Die beiden betraten eines der Zimmer, das schlicht aber gemütlich eingerichtet war. Ein einzelnes Bett stand an einer Wand, ein kleiner Tisch mit einem Stuhl an der anderen. Ein Truhe für Habseligkeiten war am Fußende des Bettes untergebracht und in einer Ecke stand ein kleiner Waschtisch mit einem Krug, einer Schüssel und einem Spiegel. Der Raum hatte ein verglastes Fenster. Eileen wies mit dem Kinn darauf als sie die Öllampe auf dem Tisch entzündete. "Morgen bei Tageslicht wirst du einen schönen Blick über den Fluß haben. Dies ist zwar die Ostseite aber zu dieser Jahreszeit weckt einen die Sonne nicht zu früh."

Sie sah ihre Freundin an. "Ach Aslana. Ich wünschte, die Umstände deines ersten Besuches hier wären fröhlichere. Aber ich bin sehr glücklich, dich hier zu haben. Ich sollte bald nach Voltan sehen aber erst..." Sie deutete auf ihr eigenes Ohr. "Erst kümmere ich mich darum."

Aslana setzte sich und schlug die Gugel zurück und Eileen rief Apepi an, wirkte seine heilenden Wunder. Mit leiser Stimme sprach sie ihr Gebet und ließ die Macht des Grünen durch ihre Hände fließen. "So", sagte sie nach einer Weile. "Morgen früh bist du wieder vollständig. Das ganze juckt ab und an ein wenig aber wenn man erstmal schläft, kriegt man davon nichts mehr mit. Und nun verzeih aber die Sache mit Voltan lässt mir keine Ruhe. Leg dich trotzdem noch nicht schlafen. Ich kümmere mich erstmal darum, dass man dir ein Bad einlässt. Es kommt dann jemand, der dich zum Badehaus bringt sobald das Wasser warm ist. Gönn dir das." Sie umarmte ihre Freundin kurz. "Keine Ahnung, wie lange das dauert aber wenn ich kann, sehe ich nachher nochmal nach dir. Und jetzt ruh dich aus. Ach ja... der Abort ist am Ende des Ganges. Bis bald."
« Letzte Änderung: Samstag, 29.12.2018, 01:41:02 von Eileen »
"Ragna, geh mal einen Schritt beiseite - ewig stehst Du im Licht!"

Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #51 am: Samstag, 29.12.2018, 15:31:10 »
Als Eileen den Flur zu Voltans Quartier entlang ging, kam ihr ein wie immer bedacht wirkender Rodian entgegen. Er nickte ihr vielsagend zu und sprach sie dann an.
"Guten Abend, Schwester. Sag, was ist denn in diesen Paladin gefahren? Vor Wochen bat er mich, ihm etwas zu einer bestimmten Region der Mittellande rauszusuchen, mit der Ansage, es sei nicht so dringend, und jetzt hetzt er mich zu dieser späten Stunde durch die ganze Feste. Das ist ein bisschen viel für einen alten Mann."
Er runzelte die faltige Stirn und blickte einen Moment ins Leere.
"Ich verstehe diese jungen Leute von heute einfach nicht mehr! Naja, wie dem auch sei, ich werde mich jetzt zur Nachtruhe begeben. Einen guten Abend!"
Mit einer militärisch korrekten Drehung auf dem Absatz verließ er Eileen und schritt den Flur hinunter.
Die Priesterin sah ihm skeptisch nach. Dann ging sie weiter den Flur entlang bis sie vor Voltans Tür stand. Sie hob die Hand um zu klopfen, zögerte, überlegte es sich dann anders und trat ein.
Voltan saß auf einem Holzstuhl, einen Krug Bier vor sich und ein Rauchkraut in der Hand. Auf seinem Schoß hatte er eine alte,vergilbte Karte ausgebreitet. Weitere Karten lagen auf dem Tisch vor ihm, dazu ein unglaublich dicker Foliant in Leder gebunden.
"Komm rein, Schwester. " sagte er ohne aufzusehen.
Als Eileen näher an den Tisch heran trat, konnte sie die verblichene Schrift auf dem alten Buch lesen.
"Sagen und Legenden der östlichen Mittellande "
An drei Stellen waren kleine Zettel als Lesezeichen zwischen die Seiten gelegt.
Schließlich faltete Voltan die Karte mit einem Seufzer  zusammen und ließ sie neben sich auf den Boden fallen. Er nahm einen Schluck Bier und sah dann zu Eileen auf.
"Ich hab eine neue Nachricht von Witnere erhalten. Es gibt Verzögerungen bei der Aushebung der neuen Truppen. Und der Winter zieht gerade ins Land. Es wird wohl noch dauern, bis wir einen ersten Vorstoß Richtung Heimat unternehmen können. Leider möchte sich der Fürst persönlich darum kümmern und greift nicht auf andere Ressourcen zurück. Ich könnte ihm Truppen besorgen. Oder ich wüsste, wen ich fragen könnte." Er nahm noch einen Schluck Bier, sah Eileen an und zeigte auf den Krug.
"Möchtest du?"
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