Autor Thema: Heimkehr  (Gelesen 14368 mal)

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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #30 am: Samstag, 15.12.2018, 21:58:42 »
Aslana spürte instinktiv, wie die Stimmung sich veränderte. Es war, als ginge man über zugefrorenes Wasser und merkte plötzlich, wie das Eis dünner wurde. Sie konnte nicht genau sagen, worin die Veränderung bestand, Eileen war zuvor schon besorgt gewesen und empört, das schien auch jetzt noch so zu sein, dennoch hatte ihre Sorge eine andere Qualität bekommen.
Aslana wusste nicht warum. Dennoch nahm sie sich ganz unbewusst aus der Schusslinie, indem sie sich an die Wand hinter sich anlehnte. Schweigend beobachtete sie Eileen und Voltan, die sich fest ansahen. Es war, als würden sie ohne Worte miteinander kommunizieren. Worüber, das war Aslana nicht klar, aber es schien eine wichtige und vor allem ernste Angelegenheit zu sein.
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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #31 am: Sonntag, 16.12.2018, 15:29:51 »
Voltan erwiderte Eileens Blick. Wortlos knöpfte er den Ärmel seines Hemdes auf und zog ihn langsam zurück.
"Ein bisschen was ist übrig geblieben."
An seinem rechten Handgelenk war ein unregelmäßiges Viereck aus kleinen schwarzen Schuppen zu sehen.
"Nach dieser ersten schlaflosen Nacht waren wir beide unglaublich geschwächt. Um die Schnittstelle, durch welche der Priester mir das Chaosgift eingeflößt hatte, wuchsen diese Schuppen und breiteten sich aus. Außerdem waren meine Gelenke derart geschwollen, dass ich mich kaum bewegen konnte. Den ganzen Vormittag saß ich vor der Hütte, musste mich halbwegs tragen lassen, wenn es irgendwo etwas zu tun gab... es war grauenvoll!"
Er warf Aslana einen Blick zu, knöpfte den Ärmel wieder zu und sprach dann weiter.
"Den ganzen Vormittag haben wir auf priesterliche Unterstüzung gehofft, es war aber nichts zu finden. Irgendwann erwachte Evan und verhielt sich äußerst... merkwürdig. Er kam fast unbekleidet aus der Hütte, schnappte sich das Fleisch vom Tisch und begann, wie ein wilder darauf rumzukauen. Als Astrid ihm ein Radieschen anbot, spuckte er nur aus und fraß weiter an seinem Fleisch."
Er machte eine Pause um einen Schluck des mittlerweile nur noch lauwarmen Gewürzweins zu trinken.
"Aslanas Fuß begann sich zu verformen." er schaute sie an "War es der rechte oder der linke?"
Bevor sie antworten konnte, sprach er weiter.
"Soviel zu unserer Situation. Eine vierköpfige Gruppe mit drei Klerikern und alle drei waren außer Gefecht gesetzt. Zum Glück gab es dann irgendwann einen kleinen Lichtschimmer am Horizont..."
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #32 am: Sonntag, 16.12.2018, 18:09:10 »
Aslana saß bewegungslos da, nur ihr Blick huschte aufmerksam zwischen Eileen und Voltan hin und her. Als der Paladin seiner Ordensschwester die verbliebenen Schuppen zeigte, weiteten sich deren Augen kurz. Doch Voltan brach die Anspannung, die in der Luft fast zum Greifen war, indem er den Faden wieder aufnahm und weiter berichtete.
Eileen misst diesen Schuppen besondere Bedeutung bei. Das Thema ist zwischen den Beiden noch nicht durch.
In Gedanken hatte Aslana gar nicht auf Voltans nächste Sätze geachtet. Erst als er sie direkt ansprach, riss sie sich zusammen und schob das Thema beiseite - erst mal.
"Bitte? Ach so, ja ... der linke Fuß, oder besser gesagt, das linke Bein bis zum Knie hoch hatte sich bis zum Mittag in einen großen Ziegenhuf verwandelt."
Die Priesterin beugte sich wieder nach vorne an den Tisch und schüttelte den Kopf bei der Erinnerung an die Deformation.
"Der Stiefel störte enorm, aber ohne Stiefel war das linke Bein viel kürzer als das Rechte, das wäre auch nicht gegangen. Es war einfach eine Katastrophe. Und die ganze Zeit die Befürchtungen, was als nächstes kommen würde.
Ich habe dann davon Abstand genommen, das restliche Lager in den Wald zu begleiten, weil dort irgendetwas Chaotisches bekämpft werden sollte."
Aslanas Tonfall wurde bei den Worten sarkastisch.
"Erstens hätte ich Voltan eh nicht allein gelassen, zweitens ... was wäre gewesen, wenn ich im Wald zu Boden gegangen wäre, wo sich schon mitten im Lager eine halbe Nacht keiner um uns gekümmert hat? Nein, für ein solches Himmelfahrtskommando war ich nicht zu haben.
Aber dann ... der Lichtstreif am Horizont. Voltan hatte irgendwie in Erfahrung gebracht, dass in der Nähe eine Gruppe lagerte, die zwei Kleriker bei sich hätte. Da sind wir hingegangen. Und richtig, schon kurze Zeit später konnten wir mit dem Herrn Feldkaplan reden. Er hatte auch sofort eine Lösung parat."
Aslana verzog das Gesicht.
"Scheiterhaufen. Als Priester sei uns doch die reinigende Wirkung der Flammen bekannt, und unsere Seelen würden auf diese Weise unverdorben zu den Göttern gehen können."
Plötzlich begann Aslana zu glucksen.
"Jetzt klingt es auf eine völlig widersinnige Weise fast komisch. In der Situation fühlte ich mich wie in einem Käfig. Scheiterhaufen, typisches Priester-Argument ... erstickt an der eigenen Medizin. Konnte man ja nichts dagegen sagen ... aber Göttin, ich wollte es nicht hinnehmen, vor allem nicht in Westfurth."
Ein fast verzweifeltes Kichern erfasste Aslana, dann stützte sie das Gesicht in die Hände und man konnte nicht sicher sein, ob sie nun hysterisch kicherte oder schluchzte.
"Ich wollte es nicht zulassen."
« Letzte Änderung: Mittwoch, 19.12.2018, 17:12:24 von Aslana »
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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #33 am: Mittwoch, 19.12.2018, 21:23:42 »
Voltan hielt seinen Blick weiter auf Eileen gerichtet.
"Ich sag dir eines, Schwester," begann er in einem sehr kalten Ton, "hätte einer von denen auch nur versucht, einen von uns auf den Scheiterhaufen zu setzen, er hätte vorher gebrannt."
Er räusperte sich.
"Zum Glück war das nicht notwendig. Als wir ihnen in Ruhe erklärt haben, dass die ganze Sache auf klerikalem Weg zu heilen sei, waren sie zu weniger radikalen Mitteln bereit. Wir gingen dann mit dem Feldkaplan an einen abgelegenen Ort, wo er seine Götter anrief und Heilung für uns beschwor. Er hat das sehr schön gemacht, hat seine Gebete individuell an uns und unsere Götter angepasst. Danach ging es uns wesentlich besser. Auch die Krankheitssymptome verschwanden nach und nach."
Er streichelte kurz über sein Handgelenk.
"Naja, bis auf das hier" fuhr er nüchtern fort.
"Auf jeden Fall fingen meine Heilkräfte wieder an zu wirken und ich fühlte mich körperlich wieder besser. Evan wurde ein Trank eingeflößt, der ihn vor dem Werwolf-Sein bewahrte. Und sämtliche klerikalen Kräfte vor Ort sammelten sich, um den chaosverseuchten Boden um die Feuerstelle zu reinigen. Das fühlte sich dann doch wieder richtig gut an."
Er trank den letzten Schluck aus seinem Becher und wandte sich dann Aslana zu.
"Hast du mitbekommen, was genau unsere Seite bei der Endschlacht erreicht hat? Ich erinnere mich nur düster, dass ich zwischen Verwundeten gehockt und ein Wunder der Heilung nach dem anderen rausgeblasen habe. Zum kämpfen bin ich nur wenig gekommen. Irgendwann war mein Schild kaputt, danach hab ich nicht mehr gekämpft. Hab dann nur mitbekommen, dass der eine Chaosführer in dem Zirkel stand und weggebetet wurde.... naja."
Voltan erhob sich mühsam.
"Entschuldigt mich, der Wein will wieder raus."
« Letzte Änderung: Mittwoch, 19.12.2018, 22:40:45 von Voltan »
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #34 am: Donnerstag, 20.12.2018, 01:39:49 »
Eileen hatte den Ausführungen wie erstarrt gelauscht. Ab und an hatte sie angesetzt, etwas zu sagen, hatte aber augenscheinlich nicht gewusst, was. So hatte sie nur einige hilflose Gesten beisteuern können, während sie fassungslos zuhörte.

Als Voltan ihr die Schuppen an seinem Handgelenk zeigte, war ihr Erschrecken klar erkennbar. Doch sie rief sich zur Ruhe. Die Schuppen hatten sich an der Stelle gebildet, wo Voltan der Chaotische Dreck in den Körper eingebracht wurde. Nicht von dem Schnitt an seinem Arm aus. Das war gut.

Aslana hatte bitte was gehabt? Einen Ziegenhuf?! Und die Mitreisenden wollten sie auf den Scheiterhaufen bringen?! Hier quittierte die Priesterin den Erzählfluß mit einem deutlichen "Scheiße" und fuhr sich über die Augen. Ihre Freundin schlug die Hände vor das Gesicht und... schluchzte? Lachte? Es war nicht ganz klar aber es schnitt Eileen ins Herz.

Voltans Bericht brachte dann endlich etwas Hoffnung zurück. Trotzdem... was hatten die Beiden nur erleiden müssen? Was für eine von grundauf beschissene Reise!

Immernoch sprachlos saß die Priesterin da als Voltan sich erhob und entschuldigte.
Eileen stand auf und packte ihm am Arm, drehte ihn zu sich herum. Noch immer nach Worten suchend sah sie in mit nassen Augen an und legte dann schlicht ihre Stirn an die Seine. Kurz verharrten die beiden so, dann ließ Eileen ihn wieder los. Die beiden tauschten ein Nicken aus und der Paladin ging hinaus.

Eileen ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen und griff nach der Hand ihrere Freundin, drückte sie fest. "Verdammt", sagte sie leise. Und dann noch mal "Verdammt." Die Priesterin schüttelte den Kopf. "Eure Mitreisenden scheinen ja eine größere Gefahr gewesen zu sein, als die Kultisten. ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... Außer vielleicht, dass es mir leid tut. Unendlich leid, Aslana. Das hast du einfach nicht verdient."

Sie seufzte. "Versprich mir einfach, nie wieder in dieses götterverfluchte Drecksland zu reisen. Wenigstens bist du den Ziegenfuß wieder losgeworden. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind all diese... Wucherungen durch die Klerikale Heilung verschwunden? Außer den Schuppen an Voltans Arm..." Eileen kaute auf ihrer Unterlippe. "Ausgerechnet die schwarzen Schuppen sind noch da. Wärend alles andere verschwunden ist...." Sie sah sehr besorgt aus.

Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.
"Ragna, geh mal einen Schritt beiseite - ewig stehst Du im Licht!"

Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #35 am: Donnerstag, 20.12.2018, 18:10:49 »
Langsam ebbte der hysterische Anfall ab. Aslana rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Es war zwar gerötet, aber ihre Augen waren trocken. Dann nahm sie wieder Eileens Hand, die sie kurz losgelassen hatte. Erschöpft schaute sie ihre Freundin an:
"Es tut mir leid. Es kam einfach so, ich konnte nicht mehr aufhören. Es ist diese ungeheure Erleichterung, dass wir jetzt hier sind.
Göttin, ich hatte so eine Scheiß-Angst um Voltan. Ja, ich weiß, er ist erwachsen, er ist Paladin, ... aber trotzdem. Ich kann das nicht abstellen. Diese Nacht war die Hölle. Ich hatte zwischendurch echt die Befürchtung, er schafft's nicht. Und dann der Feldkaplan mit seiner Scheiterhaufen-Idee. Ich dachte nur, wie komme ich mit jemandem, der kaum allein laufen kann, schnell genug von da weg. Ich kann schließlich keinen lichten Priester umbringen, nicht mal wenn er mit dem Scheiterhaufen wedelt.
Na ja, und wenn ich ehrlich bin, mache ich mir immer noch Sorgen um ihn. Ja, ich bin auch erschöpft und müde, aber seine Kraftlosigkeit sitzt irgendwie tiefer. Außerdem diese ewige Friererei. Er wird überhaupt nicht mehr richtig warm. Und warum sind bei ihm nach dem Reinigungsritual des Feldkaplans nicht auch alle Chaoszeichen verschwunden. Ich habe ihn mir angeschaut, aber in seiner Aura nichts Chaotisches mehr gefunden. Da sind nur diese blöden Schuppen, die in der Aura allerdings nicht zu sehen sind."
Die Thyria-Priesterin machte eine Pause, dann drückte sie Eileens Hand und wechselte das Thema:
"Aber das gemeinsame Bodenreinigen war wirklich sehr schön, gelungen und gut aufeinander abgestimmt. Fünf Kleriker aus fünf unterschiedlichen Religionen mit eigenen Lithurgien und Ritualelementen, und trotzdem bildete es insgesamt eine Einheit. Es hat gut funktioniert. Und am Ende haben wir gemeinsam den Keil des Lichts rezitiert."
Aslana blitzte die Drachenpriesterin beredt an. Sie dachten beide an dasselbe, daran, wie sie das erste Mal zusammen den Keil des Lichts gelesen hatten. Das war in den Clanslanden gewesen, sie hatten gerade eine Lich-Seele vernichtet und Eileen hatte Aslana das erste Mal Kriegerschwester genannt.
"Tja, und um was es beim letzten Ansturm der chaotischen Horden ging, kann ich Dir auch nicht so genau sagen. Sie begannen ihren Angriff, während wir noch bei der Bodenweihe waren - und natürlich hat das mit der Ritualwache nur bedingt funktioniert. Also Evan stand völlig ungeschützt da. Ob hinter mir einer stand, der meinen Rücken schützte, weiß ich nicht, ich habe sicherheitshalber nicht nachgeschaut. Ich dachte ja zuerst, sie wollten unser Ritual verhindern, aber sie brachen nach Beendigung der Reinigung ihren Angriff nicht ab. Im Gegenteil, sie warfen alles gegen uns, was sie so hatten zusammenziehen können. Unsere Magier hatten irgendeinen Ritualkreis vorbereitet, den es zu schützen galt. Mei, und das haben wir dann so gut wie möglich gemacht. Es stimmt, dass Voltan nicht lange gekämpft hat, er wurde bei den Heilern gebraucht, die Zahl der Verletzten auf unserer Seite stieg enorm an. Es war das selbe Problem wie am Vorabend. Die Chaoskrieger verfügten über einen magischen Schutz, der sie reichlich resistent gegen unsere Waffen machte.
Ich habe mich relativ lange gehalten, die Gruppe der Verteidiger war echt schon arg dezimiert, aber dann bin ich an den Werwolf geraten - und der hat angegriffen wie ein Bär. Seltsam, war aber so. Er hat seine Pranken um mich geschlungen und zugedrückt, während Andere auf meinen Rücken einschlugen. Kurz bevor ich die Besinnung verlor, ließ er mich los, leider nur, um mir seine Krallen übers Gesicht und vor allem die Augen zu ziehen. Dann weiß ich nichts mehr. Evan hat mir später erzählt, dass er mich aus der Schlachtreihe gezogen und versorgt hat. Es muss eine ziemlich aufwändige Sache gewesen sein, ich fühlte mich danach, als wäre ich zwischen zwei Mühlsteine geraten. ABER, was das Wichtigste war, die Bestie hat mich nicht gebissen, und Evan hat mein Augenlicht gerettet."
« Letzte Änderung: Mittwoch, 26.12.2018, 20:53:50 von Aslana »
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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #36 am: Samstag, 22.12.2018, 12:04:13 »
Als Voltan sich vom Abort erhob, durchzuckte wieder ein leichter Schwindel seinen Kopf. Mit einer Hand stützte er sich am Türpfosten ab, schloss die Augen und atmete ein paar mal tief durch.
Einige Herzschläge später hörte der Boden auf zu schwanken, zumindest teilweise. Er verließ den Abort, ordnete seine Kleidung und rückte seinen Gürtel zurecht. Im Vorraum gab es eine Wasserpumpe und einen Eimer. Er pumpte, wusch sich die Hände und widerstand der Versuchung, gleich den Kopf unter die Pumpe zu halten. Stattdessen schöpfte er zwei Hände voll Wasser und spritzte sie sich ins Gesicht. Danach fühlte er sich ein wenig besser.
Mit unsicheren Schritten überquerte er den Hof und betrat die Gaststube. Die Wärme im Raum schlug ihm unvermittelt entgegen und sorgte dafür, dass der Schwindel wieder zunahm. Hinten in der Ecke saßen Eileen und Aslana.
"Nur die paar Schritte..." murmelte er zu sich selbst.
Er biss die Zähne zusammen und machte sich auf den Weg.
Auf halber Strecke schien sich sein Sichtfeld zu verengen. Ein undurchdringlicher schwarzer Schleier tanzte am Rand und zog sich immer enger. Fast als würde er durch einen Tunnel blicken. Er hielt im gehen inne, tastete mit der Hand nach einem freien Stuhl, verfehlte ihn fast, und stützte sich ab. Rote Flecken waberten vor seinen Augen, gleichzeitig hatte er einen seltsamen metallischen Geschmack im Mund. Dann war es als würde der ganze Raum in Zeitlupe nach rechts kippen.
Eine Stimme, die "Voltan" rief drang wie aus weiter Ferne in sein Ohr. Er wandte den Kopf. Eine rote und eine blaue Gestalt saßen an einem Tisch. Die rote sprang nun auf und bewegte sich schnell auf ihn zu, während der schwarze Schleier sich immer weiter in sein Sichtfeld drängte.
Dann brach er zusammen.
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #37 am: Montag, 24.12.2018, 16:44:21 »
Eileen erwiderte Aslanas Blick lächelnd, als sie den Keil des Lichts erwähnt. Es war eine dieser Erinnerungen, die einen auf Ewig verbanden. Außerdem hatte es verdammt gut getan, diese Lich-Seele zu vernichten. Vor allem nach Moringaard.

Sie hörte ihrer Kriegerschwester weiter mit leichtem Kopfschütteln zu. "Werwolfsklauen in den Augen - sicherlich auch keine Erfahrung, de man unbedingt machen muss. Oh Götter, dir ist ja wirklich gar nichts erspaart geblieben! Erinnere mich daran, dass ich Evan für seine Hilfe an Dir Danke. Da kann ich ihm dann auch gleich sagen, dass ich froh bin, ihm jetzt nicht Fell kraulen zu müssen, oder sowas. Und da wir gerade beim Danken sind..."
Eileen drückte Aslanas Hand fest. "Danke. Danke dir. Dass Du bei Voltan warst und dich um ihn gekümert hast. Dass du an seiner Seite warst. Wer weiß, ob er es sonst überstanden hätte. Deine Gebete für ihn werden ihm sehr geholfen haben. Ich mache mir übrigens auch Sorgen. Genau wegen der Sache, die du angesprochen hast. Warum ist alles bei der Klerikalen Reinigung verschwunden, nur die Schuppen nicht? Warum halten sie sich so hartnäckig obwohl man sie in seiner Aura nicht sieht? Und er sieht wirklich... krank aus. Es geht ihm nicht gut. Ich hoffe inständig, dass es nur die Anstregungen der Reise nach Akron sind, die ihm so zusetzen. Immerhin war er sehr geschwächt. Aber irgendwas sagt mir, dass es nicht so einfach ist."

Die Priesterin fing den fragenden Blick ihrer Kriegerschwester auf und lächelte schief. Sie griff nach ihrem Becher und drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen. Er war noch immer mir einer dünnen Eisschicht überzogen. Schmilzt ja gar nicht. Interessant.

"Ich hatte dir doch von dem Goldenen Schwert des Gefallenen erzählt, nicht wahr? Dass der Schwarze einen Träger in unseren Reihen sucht? Und dass Fünf von uns auf irgendeine Art mit der verfluchten Klinge verbunden sind? Tja. Voltan ist, wie du weißt, einer davon. Was du nicht weißt ist, dass er, im Gegensatz zu den anderen vier, das Schwert tatsächlich bereits in den Händen hielt. Wir anderen sahen - und berührten - es nur in einer Vision. Und da ist noch mehr..."

Eileen sah ihre Freundin ernst an. "Ihm ist mit dieser Klinge ein Schnitt zugefügt worden. An seinem rechten Arm." Sie stellte den Becher ab und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück: "Die Schuppen haben sich nicht von dem Schnitt ausgehend gebildet. Und hatten eine völlig andere Quelle, hängen nicht mit der Macht des Schwarzen zusammen. Und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass ihr Zurückbleiben mit dem Schnitt zusammenhängt. Der Schnitt verheilt übrigens nicht so recht. Die Wunde ist zwar geschlossen aber fühlt sich wohl immer irgendwie empfindlich und wetterfühlig an."

Die Priesterin rieb sich über das Gesicht. "Alles in allem eine längere Geschichte, die Dir besser Voltan selbst erzählt. Aber nicht mehr heute. Auch die Schuppen werden wir nicht mehr heute Nacht in Angriff nehmen. Er braucht erst Ruhe. Wenn Voltan wieder da ist, können wir besprechen, wie wir weiter vorgehen. Und ob ihr noch ein heißes Bad vor dem Zubettgehen braucht. Ah, da kommt er ja. Dein Ohr werde ich aber natürlich noch..."

Eileen brach ab und runzelte die Stirn, als sie zu Voltan herübersah. Kurz spannte sich ihr Körper an, dann lief sie auch schon los. "Voltan!"

Der Paladin brach zusammen. Eileen versuchte ihn aufzufangen und ging mit ihm zusammen zu Boden. Zumindest schlug er so nicht ungebremst auf den Steinfliesen auf.
Eileen sortierte sich noch, da war Aslana auch schon bei ihr und fasste schimpfend mit an. "Verdammt, ich hab doch gewusst, dass noch nicht wieder alles in Ordnung ist!"

Die anderen Ordensmitglieder im Schankraum waren erschrocken aufgestanden. Einer lief heraus, um eine Trage zu holen, ein anderer stellte die Stühle aus dem Weg. Der Rest wartete aber erstmal ab. Die meisten wussten um Eileens Heilkünste.

Die Priesterin zog Voltan mit Aslanas Hilfe auf ihren Schoß und warf ihr einen teils dankbaren, teils besorgten Blick zu. Dann rief sie sich zur Ruhe, schloß kurz die Augen und rief die Macht der Alten an. Wollte sehen. Spüren. Erkennen.

Leise betend lies sie Licht durch Voltans Körper fließen. Ganz behutsam. War noch Krankheit in ihm? Oder Chaos? Oder gar die Macht des Gefallenen?
« Letzte Änderung: Dienstag, 25.12.2018, 10:56:03 von Eileen »
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Offline Aslana

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Re: Heimkehr
« Antwort #38 am: Dienstag, 25.12.2018, 01:41:01 »
Als Eileen sich bei Aslana bedankte, verzog diese das Gesicht.
Du wirst doch nicht ... grmpf! Du wirst doch. Dabei weißt Du genau, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, wenn man zusammen unterwegs ist.
Aber sie unterbrach Eileen nicht, sondern hörte interessiert ihren Ausführungen zu.
Bis Voltan wieder das Gewölbe betrat.
Einen Wimpernschlag nach Eileen registrierte auch Aslana, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und sprang auf. Da brach der Paladin auch schon zusammen. Aslana kam nicht umhin, Eileens Flinkheit zu bewundern, mit der sie bei Voltan war, um ihn wenigstens halbwegs aufzufangen.
Sie selbst eilte fluchend hinterher und unterstützte nach Kräften, wobei sie nebenbei Voltans Atmung, Temperatur und Herzschlag kontrollierte. Ernsthaft Ahnung von Heilung hatte sie nicht, aber das waren Parameter, mit denen sie etwas anfangen konnte.
Dann sah sie besorgt und abwartend Eileen an, die eine Anrufung begann.
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Offline Voltan

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Re: Heimkehr
« Antwort #39 am: Dienstag, 25.12.2018, 14:52:04 »
Just in dem Moment, als Eileen göttliches Licht der Erkenntnis durch Voltans Körper fließen ließ, ballten sich seine Fäuste. Sein ganzer Körper spannte sich wie eine Sprungfeder. Er zitterte, warf sich hin und her, bäumte sich sich auf und sank kurz darauf wieder zu Boden. Zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen zischten unartikulierte Laute hervor.
Als Eileen die Formel vollendet hatte, spürte sie einen Rest von chaotischer Macht, die in den Schuppen an Voltans Handgelenk hingen. Aber da war noch etwas anderes. Etwas dunkles, ungreifbares...
Stirnrunzeld blickte sie Aslana an.
Dann machte sie sich wieder an die Arbeit, ließ sich noch tiefer ins Gebet fallen. Was schwierig war, weil Voltan noch immer wie ein Fisch an Land zappelte. Plötzlich stoppten seine Bewegungen. Er lag auf dem Rücken, sein Körper spannte sich wieder an, der Kopf bog sich unnatürlich weit nach hinten, ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle, die Adern an seinem Hals traten hervor. Dann entspannte er sich abrupt, sackte kraftlos zusammen.
Sein Kopf rollte noch immer hin und her. Die Augen waren halb geöffnet, verdreht, dass man nur das Weiße in ihnen sehen konnte. Und ein schier endloser Strom gemurmelter Wörter sickerte aus seinen Lippen heraus.   
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Re: Heimkehr
« Antwort #40 am: Dienstag, 25.12.2018, 16:03:40 »
Als Voltan ... nein, nicht Voltan selbst, sein Körper bzw. irgendetwas, das sich seines Körpers bemächtigt hatte, korrigierte sich Aslana im Geist selbst, als er begann, sich gegen die göttliche Kraft zu wehren,  durch die Eileen Erkenntnis zu erlangen suchte,  setzte die Thyria-Priesterin sich kurzerhand rittlings auf Voltan drauf und fixierte seine Arme und Beine, um zu verhindern, dass er sich selbst oder Eileen verletzte. Da er jedoch wie wild um sich schlug und in seinem Wahn auch ungeahnte Kräfte mobilisierte, eilten zwei Ordensbrüder herbei und unterstützten Aslana dabei, den Tobenden ruhig zu stellen.
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Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #41 am: Donnerstag, 27.12.2018, 03:47:33 »
"Was zum..." Voltans Anfall erwischte Eileen volllkommen unvorbereitet. Sie tat ihr bestes, ihn festzuhalten und warf Aslana einen schnellen dankbaren Blick zu, als diese sich geistesgegenwärtig auf Voltans Torso setze.
Sie konzentrierte sich so gut es ging. Chaos... ja, das hatte sie erwartet. Nur Reste, das sollte kein Problem sein. Aber was war das? Da war etwas Dunkles in ihm, etwas, dass sie nicht einordnen konnte. Was war es? Woher kam es und wo genau saß es? In seinem Geist? Oder doch im Körper? Der Seele gar?

Sie versuchte, nachzuspüren, doch Voltan bäumte sich auf und unterbrach immer wieder ihre Konzentration. "Scheiße... Voltan! Hörst du mich?"
Zwei ihrer Brüder sprangen herbei und halfen Voltan festzuhalten. Die Priesterin sammelte sich kurz und betete weiter. Voltans Körper schien zu glühen, das Fieber war wohl wieder da. Und dann schrie der Paladin, heiser und voller Schmerz und es schnitt Eileen ins Herz im Angesicht solcher Qual. "Voltan..."

Voltan sackte kraftlos zusammen, die Augen weiß, unentwegt murmelnd. Eileen schluckte. Er war... gar nicht hier. Sie wusste nicht so recht, wie sie dieses Gefühl beschreiben konnte aber Voltans Geist schien weit weg zu sein. Was zur Niederhölle geschah hier?

Sie sah sich um. "Er muss sofort in den Tempel! Geweihter Boden... Wo bleibt die Trage? Voltan... Voltan! Bruder... höre mich..." Doch der junge Paladin reagierte nicht. Sein Kopf rollte weiter hin und her und unentwegt murmelte er.

Die Trage kam. Schnell luden sie Voltan darauf und hoben ihn an. Eileen bedeutete ihrer Kriegerschwester, ihr zu folgen und gemeinsam hasteten sie über den Burghof. Die Priesterin warf einen kurzen Blick zu der Schwinge der Nacht hinauf. Du kriegst ihn nicht.

Ihre Ordensbrüder stießen die Türen zum Tempel auf und schnell trugen sie Voltan hinein, bis vor den Altar. Eileen mochte den Tempel sehr. Er war sicherlich nicht so groß wie der in der Imrikshammer, doch die vier Buntglasfenster, die jeweils einen der Alten Drachen abbildeten und durch die während des Tages vielfarbiges Sonnenlicht in diese heilige Halle strömte, hatten es ihr angetan.
Jetzt hatte sich allerdings keinen Sinn für ihre Schöhnheit.

Rasch kniete sie an Voltans Seite nieder. Die Priesterin griff seine Hand, doch  er erwiderte den Druck nicht. Mit leichter Verzweiflung sah sie kurz zu Aslana hoch. Eileen legte eine Hand auf Voltans Stirn. Sie wollte versuchen, seinen Geist zu erreichen. Wo war er?
Sie beugte sich hinab und versuchte, die gemurmelten Worte zu verstehen, die Voltan von sich gab.

« Letzte Änderung: Freitag, 28.12.2018, 02:51:14 von Eileen »
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Re: Heimkehr
« Antwort #42 am: Donnerstag, 27.12.2018, 15:51:38 »
Trotz des geweihten Bodens im Tempel hörte Voltans Anfall nicht auf. Im Gegenteil, sein Körper würde zwischendurch immer wieder von ruckartigen Krämpfen geschüttelt. Dann lag er wieder still da, rollte den Kopf hin und her und murmelte unverständliche Worte.
Als Eileen sich nieder beugte, hörte sie nur kehlige Zischlaute. Doch ab und zu mischten sich auch normale Wörter darunter.
"Der... Wachturm.... Ich muss zum.... er ist zerstört.... Ich muss.... der Turm... der Drache.... der DRACHE!!!!"
Er wurde wieder von einem heftigen Krampf geschüttelt, bäumte sich auf, schlug wild um sich. Dann riss er die Augen weit auf, sein Blick war in weiter Ferne.
Wieder sackte er nach unten, sein Atem ging stoßweise. Alle Anwesenden zuckten plötzlich zurück, als sich eine mächtige Kältewelle von seinem Körper ausbreitete und durch den ganzen Raum brandete.
Als Eileen ihn wieder ansah, stutzte sie. Voltans Haut war von einer dünnen Schicht Raureif überzogen.
Dann war ruhig. Ganz ruhig.
Unvermittelt schlug er die Augen auf und sah sich verwirrt um.
"Schwester? Was... wo bin ich?"
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Re: Heimkehr
« Antwort #43 am: Donnerstag, 27.12.2018, 18:05:07 »
Aslana half mit, Voltan in den Drachentempel zu transportieren. Dann stand sie daneben, beobachtete Eileen und ihr Bemühen um den Paladin und wurde langsam unruhig. Sie mochte solche Situationen nicht. Sie kam sich hilflos vor, nutzlos. Auf Reisen konnte sie zumindest noch Wache schieben und den Anderen Sicherheit geben. Hier, im Herz einer Drachenordenfeste, bestand keine Gefahr von außen.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Es kam ihr unsinnig vor, im Drachentempel, im Kreis deutlich erfahrenerer Priester, Thyria oder die Acht anzurufen. Und um was sollte sie bitten? Thyria würde ihr was husten, würde sie sie so unkonkret um Hilfe bitten. Das Ganze hier war so überhaupt nicht ihr, Aslanas, Betätigungsfeld. Sie war so viel mehr eine Beschützerin, dachte Aslana trotzig. Doch die ganze innerliche Rechtfertigung nutzte nichts, die Priesterin fühlte sich immer schlechter, erst recht als Eileen ihr einen hilfesuchenden Blick zuwarf.
Die plötzliche Kälte, die von Voltan ausging, ließ Aslana einen Schritt zurückweichen. Als Voltan dann aufwachte und automatisch alle Anwesenden näher an ihn heranrückten, trat sie weiter zurück und kämpfte mit zusammen gebissen Zähnen gegen ihre eigenen negativen Gedanken an. Sie sollte doch einfach erstmal froh sein, dass Voltan wieder er selbst war.
« Letzte Änderung: Freitag, 28.12.2018, 00:44:47 von Aslana »
"Was ein Gegner von Dir hält, ist zweitrangig. Hauptsache, er überschätzt sich."
(Aus Weisheiten Thyrias)

Offline Eileen

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Re: Heimkehr
« Antwort #44 am: Freitag, 28.12.2018, 03:21:22 »
Eileen tat ihr Möglichstes Voltan festzuhalten als sein Körper wieder und wieder von Krämpfen geschüttelt wurde, Was geschah mit ihm? Als er wieder begann zu sprechen konnte die Priesterin wenigstens ein paar Worte aufschnappen, doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Wachturm? Ein zerstörter Wachturm? Und was für ein Drache?!
Sie wusste nicht, wovon der Paladin sprach, war sich aber ziemlich sicher, dass Voltan es ihr erzählt hätte, wenn er etwas erlebt hätte, was auch nur im Entferntesten mit einem Drachen zu tun gehabt hat.

Wieder versuchte Eileen zu beten, zu spüren, fühlte nach der Finsternis, die zwar spürbar war, sich aber nicht einordnen lies. Die Priesterin sandte ein wortloses Stoßgebet an die Vier, Voltan beizustehen, während die anderen Ordensmitglieder im Tempel immer wieder das Acbar Lokum intonierten. Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte. Als sie abermals versuchte, die Finsternis in ihrem ehemaligen Novizen zu fassen zu kriegen schlug dieser so wild um sich, dass er Eileen beinahe einen Kinnhaken verpasste. Wieder wurde ihre Konzentration gebrochen.

Und dann geschah... etwas. Plötzlich breitete sich Kälte vom Körper des Paladins aus und brandete wellengleich durch den Raum. Unwillkürlich zuckte Eileen zurück, doch einen Wimpernschlag später erkannte sie die Macht dahinter.

Kormath.

Wie ein Schutz legte sich die Kälte auf Voltan. Als Eileen hinsah, bemerkte sie Rauhreif auf seiner Haut. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
Und endlich ging der Atem ihres Bruders wieder gleichmäßig. Eine kühle Ruhe hatte sich ausgebreitet. Die Gebete waren verstummt. In diese Ruhe hinein sah die Priesterin noch einmal. Die Dunkelheit, die Voltan angehaftet hatte war verschwunden. Auch das fiebernde Glühen war abgeklungen.

Voltan schlug die Augen auf. "Schwester? Was... Wo bin ich?"
Eileen atmete erleichtert auf und schloss kurz die Augen. "Im Tempel", sagte sie rauh und drückte seine Hand. "Du hattest eine Art... Anfall. Bist zusammengebrochen und wurdest von Krämpfen geschüttelt." Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, was das hervorgerufen hat Bruder. Aber da war etwas Dunkles in dir. Ich weiß nicht was, ich konnte es nicht klar sehen. Du hast dich wie wild gebärdet. Was immer es war, es ist jetzt weg und ich kann dir leider nicht sagen, woher es kam.
Und du hast gesprochen... hast etwas von einem Turm erzählt. Einem Wachturm, der zerstört war. Und du erwähntest einen Drachen und das mit hoher Dringlichkeit. Sagt dir das was? Kannst du dir einen Reim darauf machen?"

Voltan versuchte augenscheinlich das Gehörte einzuordnen. Er sah noch immer recht verwirrt aus. Eileen lächelte schief. "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ich war es auch nicht, die dich aus dieser... Trance geweckt hat und die Dunkelheit vetrieb. Das... das war jemand anderes." Behutsam strich die Priesterin mit der Fingerspitze über Voltans Handrücken.

"Uhm, Voltan? Ist... ist dir kalt?"
« Letzte Änderung: Freitag, 28.12.2018, 03:23:57 von Eileen »
"Ragna, geh mal einen Schritt beiseite - ewig stehst Du im Licht!"