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« am: Freitag, 03.01.2014, 12:47:33 »
Lyrgaine war dem Zug wie ein Schatten gefolgt. Kaum jemand hatte sie bislang wahr genommen. Was ihr ganz recht war - ihr war nicht nach Reden zumute. In gebührendem Abstand hatte sie, an eine der mächtigern Säulen gelehnt, verfolgt, wie Noriks Leichnam auf den Altar gebettet wurde. Abermals stieg ihr das Wasser in die Augen... verdammte Tränen! Langsam ließ sie sich am Fuße der Säule nieder. Wie, um sich irgendwo festzuhalten griff sie nach Ailira. Leise begann sie zu spielen, leise stiegen Worte in ihr hoch. Kaum hörbar in der Weite der Halle, nur für sich, begann sie zu singen...
So lange gestritten auf dieser Welt
alle Wege gegangen, auf die Dich gestellt
die Alten Drachen mit Kraft, Macht und Mut -
Dich bei uns zu wissen, tat unendlich gut.
Uns war wohl allen klar, dass der Tag kommen würd',
an dem auch einer, wie Du dereinst stirbt.
Doch vor Deinem letzen Kampf, als die Gebete noch hallen,
hätte niemand gedacht, dass Helden jemals fallen...
Norik, so dunkel die Nacht...
Norik, Ihr Alten, haltet Wacht!
Norik - ein sternhelles Licht,
Norik... die Finsternis bricht.
Nun liegst du da und ich begreife es nicht,
ein tiefer Frieden in Deinem Gesicht.
Norik, wach auf! möchte ich schreien.
Doch Deine Augen bleiben zu und die Haut kalt wie Stein...
Und vor mir im Geiste ziehen Bilder vorbei
von unzähligen Schlachten - und Du in erster Reih'!
Von Dir und Deinem Lachen, von Dir und Deinem Mut,
das Schwert in der Hand, in den Augen die Glut.
Norik, so dunkel die Nacht.
Norik, Ihr Alten haltet Wacht!
Norik - ein sternhelles Licht,
Norik... die Finsternis bricht.
Oh Bruder im Lichte, so seltsam leer
scheint mir die Welt und das Gehen fällt mir schwer.
Ich hoffe nur, dass da, wo Du bist,
es endlich hell und friedlich ist.
Grüß die Alten von mir in ihren goldenen Hallen.
Wir sehen uns dort wieder - sollt' es ihnen so gefallen.
Bis dahin werd' ich mit ihrer Macht
nach Deinem Stern suchen im Dunkel der Nacht.
Norik, so dunkel die Nacht,
Norik, Ihr Alten, haltet Wacht!
Norik - ein sternhelles Licht,
Norik... die Finsternis bricht.