Drachenorden Forum

In-Time => In-Time (öffentlich) => Thema gestartet von: Voltan am Mittwoch, 14.11.2018, 00:55:23

Titel: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Mittwoch, 14.11.2018, 00:55:23
Es regnete.
Voltan zog seinen roten Umhang fester um die Schultern. Er sah sich um. Die Felder in diesem Teil Akrons waren schon längst abgeerntet. Auch die Früchte waren schon eingeholt und eingelagert worden. Jetzt waren nur noch kahle Äste an den Bäumen zu sehen; gespenstisch hoben sie sich gegen den Himmel ab an diesem kalten, grauen Herbsttag.
„Zum Glück sind wir bisher von den heftigen Herbststürmen verschont geblieben“, dachte er.
Wie aufs Stichwort ließ in diesem Augenblick eine heftige Windbö seinen Umhang wehen. Fast fegte sie ihm den Hut vom Kopf. Ihm war kalt. In letzter Zeit war ihm oft kalt. Besonders die Finger. Selbst in diesem ungewöhnlich warmen Sommer hatte er oft kalte Hände gehabt. Und er hatte eine Ahnung, was das zu bedeuten hatte. Aber jetzt war nicht die Zeit, sich damit zu beschäftigen.
Er blieb stehen, schüttelte sich die Wassertropfen vom Umhang. Dann wickelte er sich wieder fest ein und wandte sich der hoch gewachsenen Priesterin zu, die neben ihm ging.
„Jetzt ist es nicht mehr weit. Siehst du, da vorne, wo die Straße sich in den Wald schlängelt? Da müssen wir durch. Nach dem Wald kommen wir in die Umgebung der Drachenkreuz. Vielleicht noch drei oder vier Meilen.“
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Mittwoch, 14.11.2018, 08:05:55
Aslana, denn um diese handelte es sich, folgte seinem Blick.
"Das ist gut, so langsam bin ich nämlich anständig durchgefroren. Ich verstehe das auch nicht, da gehe ich doch oft genug auf Reisen in Länder, in denen ein raueres Klima herrscht als in Battiwa, was ja keine Kunst ist," sie grinste breit, "da sollte ich mich doch langsam an die Kälte gewöhnt haben. Ist aber nicht so. Und es beruhigt mich ungemein, dass Du, der Du ja von hier stammst, auch frierst. Da wirke ich gleich viel weniger zimperlich."
Sie lachte.
Dabei war ihr nicht nach Lachen zumute. Und es stimmte auch nicht, dass es sie beruhigte, dass Voltan fror. Im Gegenteil. Sie hatte seine Fieberschübe und den damit einhergehenden, zum Teil heftigen Schüttelfrost in Westfurth noch deutlich vor Augen. Mochte auch das Chaos verbannt sein, eine Krankheit war eine Krankheit war eine Krankheit. Einen geschwächten Körper befiel sie leichter, und man konnte Voltan in dem Moment sicher als vieles bezeichnen, "topfit" wäre allerdings schamlos übertrieben gewesen.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Mittwoch, 14.11.2018, 11:24:08
Voltan lächelte schief.
"Nein, ich stamme nicht von hier. Und in meinem Heimatland ist es noch kälter und rauer."
Aslana schien auf den Witz nicht einzugehen. Vielmehr schien sie ihn besorgt zu betrachten. Er erwiderte ihren Blick kühl, sagte aber weiter nichts.
Langsam näherten sie sich dem Wald. Dort würde es ein wenig Schutz vor dem stärker werdenden Regen geben. Doch bevor sie ihn betraten hielt Voltan plötzlich inne. Er verharrte in seiner Position, seine Sinne arbeiteten auf Hochtouren. Da war etwas... ein leises Rauschen...
Voltan entspannte sich. Dann grinste er und schaute nach oben.
"Wie es aussieht, kommt da ein Bote!"
Das Rauschen von großen ledernen Schwingen wurde lauter. Trotz der tief hängenden Wolken war am Himmel deutlich die Silhouette einer großen geflüglten Echse zu sehen.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Mittwoch, 14.11.2018, 14:20:02
Als Voltan so plötzlich im Schritt verharrte, erfasste Aslana rasch ihre Umgebung, um den Ursprung einer etwaigen Gefahr ausmachen zu können. Gleichzeitig lauschte sie. Allerdings sah und hörte sie nichts Ungewöhnliches, bis der Paladin neben ihr Entwarnung gab und nach oben sah. Als sie seinem Blick folgte und (verhältnismäßig langsam) begriff, was das Rauschen und der Schatten am Himmel bedeuteten, bekam sie große Augen, und ihre Aufregung war ihr sehr deutlich anzusehen.
"Du meinst ... ich meine ... ist das ein Drache?"
Im vergangenen Jahr war geplant gewesen, dass Aslana Eileen besuchen sollte. Der Zug nach Westfurth war dazwischen gekommen, und so war der Priesterin die Chance entgangen, einen Drachen zu sehen. Über die ganze Aufregung der diesjährigen Westfurth-Reise hatte sie überhaupt nicht mehr daran gedacht, dass auf der Drachenkreuz auch Drachen stationiert waren - und dass die Chancen gut standen, dass sie eines dieser Wesen zu Gesicht bekommen würde.
Ein ungläubiges Strahlen überzog ihr Gesicht.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Donnerstag, 15.11.2018, 00:33:05
Voltans Grinsen wurde etwas breiter als er den Gesichtsausdruck von Aslana sah.
"Ja, so ging es mir auch, als ich zum ersten mal einen gesehen habe. Das war damals in der Imrikshammer... kurz nach dem ich Assoziierter des Ordens wurde..."
Er hob den Blick wieder zum Himmel.
"Auch nach so vielen Jahren ist es immernoch ein atemberaubender Anblick, wenn sie so majestetisch durch die Lüfte gleiten."
Er senkte den Blick wieder und stupste Aslana, die noch immer nach oben starrte, vorsichtig an.
"Komm, wir müssen weiter. Ich möchte ankommen, bevor es dunkel wird. Außerdem wirst du in der Feste noch weitere zu sehen kriegen."
Die beiden setzten ihren Weg fort.
Der dicht gewachsene Kiefernwald hielt tatsächlich zumindest einen Teil des Regens ab. Auch der Wind war hier kaum zu merken. Trotzdem war es noch immer kalt. Voltan seufzte. Kleine Dampfwolken entstanden vor seinem Mund.
"Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich freue mich auf ein heißes Bad um mir den letzten Dreck von Westfurth abzuwaschen. Außerdem müssen sich die Heilkundigen unbedingt mal mein rechtes Handgelenk ansehen. Zum Glück ist es fast komplett wieder verschwunden. Und es juckt unheimlich! Was dein Ohr betrifft... naja, frag am besten Eileen. Sie wird schon wissen, was da zu tun ist. Und dazu kommt noch... Hey, guck mal, der Regen hat aufgehört!"
In dem schmalen Band des Himmels, das sie durch die Bäume sehen konnten, entstanden immer größere Löcher in den Wolken.
Sie verließen den Wald im Licht des späten Herbstnachmittags. Der westliche Himmel zeigte strahlende Facetten von gelb, orange und rot. Vom Wind zerrissene Wolkenbänder leuchteten im Licht der Sonne, welche sich langsam dem Horizont näherte.
Und vor ihnen, nur wenige hundert Schritt entfernt, breitete sich die Feste Drachenkreuz aus. 
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Donnerstag, 15.11.2018, 08:05:13
Fast bedauernd riss sich Aslana von dem Anblick des Drachen los, obwohl er bereits kaum mehr zu sehen war.
Im Wald wurde es angenehmer, weil der Wind nicht so blies, und die Aussicht auf ein heißes Bad ließ sie rascher ausschreiten.
"Wenn es nach mir geht, dann schauen sich die Heilkundigen nicht nur Dein Handgelenk an. Gut, wenn ich mir Dich und mich so anschaue, dann sieht es so aus, als habe der Herr Feldkaplan Erfolg gehabt, aber ich möchte doch ganz sicher gehen, dass da nichts mehr in uns schlummert, was da nicht hingehört - diesem Chaospack traue ich jeden dreckigen Trick zu. Es ist mir lieber, wenn das Ganze nochmal von jemandem überprüft wird, der sich sicher ist, dass er nichts übersieht.
Und das Ohr ... oh ja, ich hoffe, Eileen kann da etwas machen. Ich merke, dass ich links deutlich schlechter höre. Ein scheußliches Gefühl."
Da traten sie aus dem Wald und vor ihnen die Silhouette der Drachenkreuz auf. Aslana blieb für einen Moment stehen, in den Anblick der Festung versunken.
"Göttin! Irgendjemand bei Euch hat ein Händchen dafür, Euch in Szene zu setzen. So, wie das Wetter noch vor einem Stundenglas war, hätte die Burg weder so imposant noch so erhaben ausgesehen wie jetzt, vor diesem Sonnenuntergang. Was für ein Fels in der Brandung!"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Sonntag, 18.11.2018, 05:31:42
Vor Aslana erhob sich das Gelände zu den ersten Ausläufern einer kleinen Bergkette, die Akron von Terrion trennte. Und erhöht, quasi auf halber Höhe in die ersten ernstzunehmenden Hügel gesetzt stand die Drachenkreuz. Zu einer ihrer Seiten fiel das Gelände recht steil zu einem Fluss ab, der wie Voltan wusste, durch ganz Akron floss.  Auf der anderen Seite der Feste fiel das Gelände sanft ab. Eine gut ausgebaute Straße wand sich zu der Burg empor auf der tagsüber so manch ein Ochsenkarren unterwegs war. Am Fuße des kleinen Berges lag ein Dorf und Felder erstreckten sich ins Landesinnere. Auf den Bergen konnte man gut die nun kahlen Weinstöcke sehen, die für Askaniens berühmten Rotwein veratwortlich waren.

In dem Dorf herrschte noch einiges an Geschäftigkeit. Offensichtlich hatten die Menschen auf ein Ende der Regenschauer gewartet und nutzen die letzte Stunde Tageslicht. Der Paladin und die Kriegspriesterin durchquerten die Kleine Ortschaft und wurden hier und da mit einem freundlichen Nicken oder einer zum Gruß erhobenen Hand bedacht. Ein friedliches Dorf in einem friedlichen Land -  so etwas konnte der Seele schon guttun, wenn man aus den verschiedenen Kriegsgebieten der Mittellande heimkehrte.

Als sie sich der Feste näherten bemerkte die Kriegspriesterin, dass die angreifbare Seite der Burg, die durch das flach abfallende Gelände gut zu erreichen war, durch ein Bollwerk und einen Zwinger oder Vorwerk geschützt war. Außerdem schien sich die Feste ganz klassisch in eine Vor- und Hauptburg zu unterteilen. Am bemerkenswertesten jedoch war ein zweites gewaltiges Bollwerk, welches die Vorburg überblickte.
Es schien ursprünglich als Standort für größe Geschütze geschaffen worden zu sein aber Aslana konnte darauf kein Trebuchet oder dergleichen erkennen. Stattdessen schien die Plattforn oben seltsam unförmig zu sein, doch die Sonne stach der Priesterin in die Augen und sie konnte es nicht klar erkennen.

Die beiden müden Reisenden beschleunigten ihren Schritt, das Ziel ihrer Reise vor Augen. Die Aussicht auf ein gutes Mahl und heißen Met, sowie ein bequemes Bett ließen sie nochmal ein paar Kraftreserven finden.

Bald konnten sie die Farben des Ordens erkennen, die über den Zinnen wehnten, sowie die Wachen in ihren roten Röcken, die auf den Wehrgängen standen. Doch das Tor in den Zwinger stand freundlich offen und auch die dort positionierten Wachen taten nicht viel mehr als ihnen freundlich zuzunicken. Voltan war dort wohlbekannt.

Kurz bevor sie die Vorburg betraten hörte die Kriegspriesterin ein dumpfes Rumpeln oder Grollen und freute sich, dass sie es vor dem aufziehenden Gewitter in die Feste geschafft hatten. Doch ein Blick zum Himmel ließen sie die erwarteten dunklen Wolken vergebens suchen. Vielleicht verdeckten die Berge das nahende Unwetter, dass sie so deutlich hören konnte.

Die Vorburg beherrbergte die Ställe, eine Schmiede, ein paar Unterkünfte und Kammern und zwei größere Gebäude, von denen eines augescheinlich ein kleiner Tempel zur Ehr der Alten Drachen war. Auch hier herrschte noch geschäftigkeit und nicht alle hier trugen die Farben des Ordens. Doch Aslana hatte weder Zeit noch Lust, sich jetzt im Detail umzusehen. Voltan zog sie weiter auf das Tor zur Hauptburg zu, dem Teil der Feste, die dem Orden und etwaigen Gästen vorbehalten war.

Doch kurz bevor sie das - ebenfalls bewachte - Tor durchschritten, ertönte dieses seltsame Grollen wieder, nur war es jetzt lauter als vorher. Stirnrunzelnd blickte die Kriegspriesterin nach oben - und blieb wie angewurzelt stehen, als ihr Blick so abermals auf das große Bollwerk fiel und sie endlich erkannte, was sich hinter dem scheinbar unförmigen Umriss darauf verbarg.

Der Drache lag darauf.

Ein Drache, ein wahrhaftiger Drache lag nur wenige Meter über ihr auf den Steinen und hatte es sich dort so gut es eben ging bequem gemacht. Die Flügel hatte er angelegt, der Schwanz baumelte träge über den Rand seines Landeplatzes. Denn dafür, so wurde der Kriegspriesterin sofort klar, nutze der Drachenorden diesen ehemaligen Geschützturm.
Seine Schuppen glänzten im Licht der untergehenden Sonne in der Farbe von blauem Stahl und das dunkle Rumpeln kam aus der Kehle des großen Geschöpfes, das hinunter in die Hauptburg blickte und zu warten schien.

Aslana stand und starrte.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Sonntag, 18.11.2018, 05:42:13
Die Feste Drachenkreuz
(zum Vergrößern draufklicken)
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Sonntag, 18.11.2018, 05:43:39
(Die Vorburg müsste etwas größer sein aber egal)
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Sonntag, 18.11.2018, 18:49:49
Aslana stand da und starrte nach oben. Das musste der Drache sein, den sie vor dem Wald nur schemenhaft durch die Wolken gesehen hatten.
"Voltan! Da, ein Drache, ein echter Drache!"
Als Voltan nicht antwortete, löste sie doch ihren Blick von dem majestätischen Wesen auf dem Bollwerk - und blickte in ein grinsendes Gesicht. Spontan musste sie auch lachen.
"Ja ja, mach Dich nur lustig über mich. Du bist es gewöhnt, ich nicht. Und sie sind einfach ... wunderschön, riesig, mächtig ... unfassbar."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Montag, 19.11.2018, 10:41:39
"Endlich wieder zuhause..."
Voltan seufzte erleichtert, als er und Aslana durch das Tor schritten. Die Wachen nickten ihm kurz zu, ließen dann aber beide Reisende ohne weiteres passieren.
Im Inneren der Hauptburg erlaubte er sich, endlich auf der nächsten Sitzmöglichkeit, einem Baumstumpf am Rande des Übungsplatzes, zusammenzusacken. Die Anstrengungen der Reise, die Krankheit, die noch immer irgendwo in ihm zu wüten schien, das wirken von unglaublich viel Kraft gegen die versammelten Chaosmächte... das alles fiel mit einem mal von ihm ab.
Er spürte eine Hand auf der Schulter. Aslana stand neben ihm und schaute ihn fragend an.
"Mir fehlt nichts... ich bin einfach nur völlig erschöpft..." er brachte ein müdes Lächeln zustande.
Bevor Aslana darauf etwas erwidern konnte, öffnete sich quietschend eine Tür auf der anderen Seite des Hofes. Heraus trat ein hoch gewachsener, unglaublich dünner Mann in Ordenstracht. Er hatte kurze graue Haare und eine gewaltige Adlernase im hageren Gesicht. Mit gezielten Schritten überquerte er den Hof und näherte sich den beiden.
Voltan erhob sich schwerfällig.
"Sei gegrüßt, Bruder!" rief er dem näher kommenden entgegen.
"Aslana, das ist Bruder Rodian, Kymnarkmar-Priester und außerdem Leiter der hiesigen Schule. Bruder, das ist Aslana, Kriegspriesterin der Thyria."
Nachdem er die beiden einander vorgestellt hatte, wandte er sich an seinen Ordensbruder.
"Sag, hast du Eileen irgendwo gesehen? Ich muss dringend mit ihr sprechen"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Montag, 19.11.2018, 23:27:06
Aslana gefiel Voltans Erschöpfung überhaupt nicht, wenngleich sie zugeben musste, dass die Reise auch sie selbst deutlich mehr Kraft gekostet hatte, als es sonst üblicherweise der Fall war. Doch nun würde alles gut werden. Auch wenn dies nicht ihr zu Hause war, so empfand sie ähnlich bei Voltans erleichtertem Seufzer.
Als Rodian auf sie zutrat und Voltan die Beiden einander vorstellte, lächelte Aslana offen und grüßte ihn:
"Thyria zum Gruße, werter Rodian! Leiter was für einer Schule seid Ihr denn, einer allgemeinen Schule, oder einer speziellen Schule für die Ordensnovizen?"
Aslana wirkte sehr interessiert und man sah ihr an, dass sie noch ein halbes Dutzend Fragen zum Thema Schule hatte.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Donnerstag, 22.11.2018, 23:42:50
"Eileen ist gerade in einem längeren Gespräch mit dem Boten aus E'quan'nach. Es scheint sich um eine eilige Depeche vom Hohen Rat zu handeln" sagte Rodian zu Voltan, dann wandte er sich an Aslana.
"Dies ist ein Ort, an dem Wissen gesammelt und weiter gegeben wird. Jeder wissensdurstige kann in unsere Schule kommen und daran teilhaben."
Der Blick seiner ruhigen grauen Augen lag für einen Moment abschätzend auf Aslana.
"Thyria-Priesterin sagtet Ihr? Nun, ich erinnere mich, in der Bibliothek mal etwas über die Achtgläubigen gelesen zu haben. Wenn Ihr mögt, können wir uns später gerne bei einem Glas Wein über die Aspekte Eurer Göttin unterhalten."
Er nickte der Priesterin zu mit der Anspielung eines Lächelns auf den schmalen Lippen
"Allerdings" fuhr er mit erhobenem Zeigefinger fort, "solltet Ihr vorher vielleicht ein Bad nehmen und etwas Essen."
Der alte Mann wandte sich nun wieder Voltan zu, legte ihm die Hand auf die Schulter, beugte sich runter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann schob er den Paladin auf Armeslänge von sich und sah im fest in die Augen.
"Ich weiß" sagte Voltan knapp und erwiderte den Blick genauso fest.
"Nun dann" sagte Rodian nach einigen Augenblicken, "ich werd mal nachsehen, ob die Novizen beim Katalogisieren der neuen Bücher weiter gekommen sind."
Er wandte sich zum gehen.
"Aslana, es hat mich gefreut, Eure Bekanntschaft zu machen. Und ich freue mich ebenfalls auf unser Gespräch."
Kaum geprochen drehte er sich vollends um und ging über den Hof.
"Ein seltsamer Zeitgenosse, aber ich mag ihn", sagte Voltan zu Aslana, "Es gibt viele Kynarkmar-Priester, die, einmal angesprochen, gleich vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Rodian ist zum Glück nicht so. Er antwortet klar und direkt."
Er lächelte müde.
"Außerdem musst du seinen Wein probieren! Heißer Gewürzwein mit Zimt und Nelken. Genau das richtige bei dem Wetter."
Einen Moment lang blieb er unschlüssig stehen.
"Was meinst du? Wollen wir hier auf Eileen warten oder schon hinein gehen?"   
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Freitag, 23.11.2018, 17:31:31
Aslana setzte zu einer Antwort an, als ihre Aufmerksamkeit erneut auf den Drachen gezogen wurde. Der ließ abermals ein dunkles Rumpeln erklingen und hatte sich etwas aufgerichtet während der große Kopf sich in Richtung Burghof neigte.
Kurz darauf traten zwei Gestalten aus einer Tür.
Die eine war ein Mann mittleren Alters in den Farben des Ordens, dessen Gesicht ein sauber gestutzter Bart ziehrte.
Die andere war Eileen.
Die beiden sprachen miteinander aber der Mann schien gerade ein paar abschließende Worte an die Priesterin zu richten. Sie nickten einander zu der Unbekannte ging schnellen Schrittes über den Burghof auf den Wehrgang zu, der ihn auf das Bollwerk führen würde.

"Ich kann ein paar Tage hierbleiben", rief er und seine Worte waren an den Drachen gerichtet, der nun vollends aufstand und auf seinen Reiter wartete.



Eileen blickte dem Boten nach, der sich aufmachte, seiner geflügelten Seelenschwester den Sattel abzunehmen. Sie grübelte, nahm sich aber die Zeit die stahlblaue Drachin mit einer kleinen Verbeugung zu bedenken als sie ebenfalls über den Burghof gehen wollte.
Die Priesterin blieb aber wie angewurzelt stehen, als sie die beiden so vertauten Gestalten im Hof erblickte. Freude und Erleichterung überkamen sie. Die beiden waren also wohlbehalten aus Westfurth - diesem götterverlassenen Drecksland - zurückgekehrt. Und Aslana war hier! Hier zu Gast auf der Drachenkreuz!

Freudestrahlend eilte die Priesterin auf die beiden zu.
"Voltan! Aslana! Götter, wie schön euch zu sehen! Kriegerschwester, das ist eine wundervolle Überraschung. Willkommen auf der Drachenkreuz!" Sie umarmte die beiden herzlich und blickte sie prüfend an. Ihr strahlendes Lächeln machte langsam einem Ausdruck der Sorge platz. Sie legte beiden die Hand auf den Unterarm.
"Ihr beide seht furchtbar aus", sagte sie ruhig. "Was braucht ihr als erstes, Ein Bad, eine Mahlzeit oder einen Ort zum Reden?"

Ihre beiden Freunde bedachten sie mit einem schiefen Lächeln aber die Augen der Thyriapriesterin wurden unweigerlich immer wieder zu dem Bollwerk gezogen. Auch Eileen wandte den Blick wieder dorthin.
Der Bote hatte die schweren Lederriemen gelöst, die den Sattel um den geschuppten Leib hielten und das Drachenweibchen zog sich diesen mit der Hinterklaue und einem kleinen Schütteln herunter. Sie legte die Nase an die ausgestreckte Hand ihres Reiters. Die beiden verharrten so für einen kleinen Moment.
Dann machte der Mann einen Schritt rückwärts und ging in die Hocke, während die Drachin ihre Flügel ausbreitete und Götter, wirkte sie dadurch größer! Die beiden Schwingen spannten sich auf, das Geschöpf zog die Hinterbeine unter den Körper, spannte sich an - und sprang in den Himmel.
Mit zwei, drei gewaltigen Flügelschlägen gewann der Drache schnell an Höhe und drehte dann träge in Richung der Berge ab.
Voltan hielt geistesgegenwärtig seinen Hut fest, als die Windböen durch den Burghof fegten.

Eileen sah Aslana von der Seite an und lächelte leise. Ihre Kriegerschwester starrte noch immer in den Himmel. "Sie sind unbeschreiblich, nicht wahr?"
Sie wartete bis der Drache außer Sicht war, was bald geschah. "Kommt", sagte sie dann. "Kommt rein. Ins Warme. Und sagte mir, was ihr braucht."

Ihr Blick war wieder ernst und sorgenvoll.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Freitag, 23.11.2018, 23:02:12
Aslana hatte ihr Interesse bekundet und sich von Rodian verabschiedet. Als dann erst der Drache auf dem Bollwerk ihre Aufmerksamkeit auf sich zog und dann ganz unvermittelt Eileen vor ihnen stand, schaffte sie es gerade noch, die Kapuze ihrer Gugel, die ihr vom Kopf zu rutschen drohte, wieder hochzuziehen, damit ihre Kriegerschwester nicht gleich als erstes ihr fehlendes, linkes Ohr bemerkte. Das würde noch früh genug zur Sprache kommen.
"Reingehen klingt nach einem Plan, ich bin anständig durchgefroren. Und auch wenn ich mich nach einem heißen Bad sehne, so könnte ich es doch nicht in Ruhe genießen, solange wir nicht wenigstens grob berichtet hätten, was in Westfurth so los war. Vielleicht kann man das Gespräch ja mit einem kleinen Imbiss und einem heißen Getränk verbinden."
Schelmisch grinste sie Eileen an.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Donnerstag, 29.11.2018, 15:16:28
“Das kann man ganz sicher. Kommt mit.“

Eileen steuerte eine hölzerne Tür im Innenhof an. Dahinter führten ein paar wenige Stufen hinab in ein helles Gewölbe, in dem Tische standen. Derzeit war der Raum von zahlreichen Laternen und Kerzen erhellt aber Aslana konnte sich gut vorstellen, dass tagsüber ausreichend Licht durch die schmalen Fenster fiel, die auf der Gegenüberliegenden Seite oben an der Wand lagen. Von außen betrachtet auf Bodenhöhe. An den schmalen Seiten des Raumes waren einige Nischen eingelassen, in denen man recht ungestört sein würde.
Es roch nach Gekochtem und nach Bier und alles in allem konnte man hier recht gemütlich sitzen.

Voltan wusste, wie voll und laut es hier in der Schenke werden konnte doch im Moment war kaum etwas los.

Eileen führte die beiden zu einer Nischen. Aslana folgte ihr und erwiderte das ein oder andere Nicken in ihre Richtung während der junge Paladin ein paar freundliche Willkommensworte mit ein paar Anwesenden austauschte.

Eileen wies die beiden an, sich zu setzen und verschwand noch kurz, Speis und Trank organisieren.

Bald stand vor den Dreien Brot, Fleisch, getrocknete Früchte und Wasser auf dem Tisch. Dazu ein dampfender Krug. Wenn die Kriegspriesterin ihrer Nase trauen konnte, war dies vermutlich der Gewürzwein, den Voltan erwähnt hatte.

“Also dann, greift erst einmal zu. Und dann erzählt. Wie ist es euch ergangen?“
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Donnerstag, 29.11.2018, 19:46:54
Aslana sah zu Voltan hinüber, der sich schwer auf die Bank hatte fallen lassen und der so aussah, als wolle er sich so schnell keinen Schritt mehr bewegen. Auch sie selbst war froh, aus der Kälte heraus zu sein, obwohl sie weit davon entfernt war, dass sie nicht mehr fror, zu tief saß ihr die Kälte in den Knochen. Auch endlich zu sitzen, war eine wahre Wohltat. Jetzt und hier, in gesicherter Umgebung, machten sich die Strapazen der Reise bemerkbar, die die Beiden bisher durch Disziplin und jahrelange Ausbildung beiseite geschoben hatten.
Sie trank einen Schluck des heißen Weines, aß ein Stück Fleisch mit Brot und seufzte dann tief.
"Tja, es war halt Westfurth. Es ging ja schon mal damit los, dass die Delegation der Equinoktier aus unvorhergesehenen Gründen nur aus Evan bestand. Dann waren da mal wieder diese unverbesserlichen Übereifrigen, die in die Dunkelheit hinein marschierten, anstatt vor der Dämmerung ein Nachtlager aufzuschlagen, das sich anständig verteidigen lässt. Latsch mal bei Finsternis durch ein von Chaosanhängern verseuchtes Gebiet. Wer sich da noch wundert, dass wir angegriffen werden, der sollte sich echt mal mit der Realität beschäftigen."
Grimmig nahm Aslana einen tiefen Zug aus ihrem Becher.
"Na, auf jeden Fall sind wir irgendwann in tiefer Nacht bei einem Gutshof angekommen, von dem aus wir operieren sollten. Der war offenbar auch für die Anhänger des Chaos von gesteigertem Interesse, denn wir waren noch nicht lange dort, hatten uns gerade eingerichtet, da fielen sie über uns her."
Mit abwesendem Blick nagte Aslana an ihrer Unterlippe in Erinnerung an die Ereignisse. Dann zuckte sie die Schultern.
"Mei ... und von da an lief es eigentlich richtig schief. Uns Dreien hatte sich eine Nordfrau namens Astrid angeschlossen, die Evan von früher kannte. Und zu Viert haben wir uns dem Chaos entgegengestellt. Das Problem war nur ... die Gegner verfügten über einen enormen magischen Schutz ... und wir blieben zu Viert. Die Anderen, die angereist waren, ... keine Ahnung ... waren wohl grad beim Abendessen ... oder im Zuber."
Die Thyria-Priesterin schaute wieder zu Voltan, während sie an diesen wirklich üblen Kampf zurückdachte. Astrid lag bereits am Boden, Evan war aus ihrem Gesichtsfeld verschwunden, sie und Voltan standen Rücken an Rücken, eingekreist von vier? ... sechs? Chaoskämpfern, allen voran dieser schwer gerüstete Kerl, der sogar sie selbst um mindestens einen halben Kopf überragte.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Sonntag, 02.12.2018, 23:29:25
Voltan nahm seinen Hut ab und wischte sich über das feuchte Haar. Zum Glück war es hier in der Schenke warm und trocken. Wenn nur diese Kälte nicht so tief in seinen Knochen sitzen würde.
Er griff über den Tisch, nahm sich einen Becher des Gewürzweins und leerte die Hälfte des dampfenden Inhalts in einem Zug.
Dann atmete er tief durch und lauschte Aslanas Erzählung.
"Das Problem ist, dass wir sie wirklich nicht verletzen konnten. Selbst die ungerüsteten konnten wir mit geweihten Waffen gerade mal ankratzen. Evan hab ich kaum wahr genommen und Astrid war auch ziemlich schnell verschwunden. Sie lagen irgendwo, ich konnte sie nicht mehr sehen. Aslana und ich standen dann Rücken an Rücken, wie sie schon sagte, und kämpften gegen eine Übermacht. Irgendwann hatten wir dann zu viele Treffer eingesteckt und gingen zu Boden. Da hat dieser Anführer das erste mal versucht, mir etwas einzuflößen. Hab ihn als Gegenleistung angezündet. Das hat ihm zumindest weh getan.
Aber es hatte wenig Sinn. Sie hoben uns auf und trugen uns... zur Feuer... stelle..."
Er hielt inne und wischte sich mit der Hand über die Stirn.
"Entschuldigt... mir ist gerade ein bisschen schwindelig... "   
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Montag, 03.12.2018, 12:07:15
Ganz automatisch rutschte Aslana ein Stück zu Voltan hin und hob die Hand, um zu prüfen, ob er doch wieder Fieber hatte, doch hielt sie mitten in der Bewegung inne, und ein fast schuldbewusster Blick streifte Eileen. Er war jetzt wieder zu Hause, bei seinen Ordensbrüdern und -schwestern. Hier stand es ihr nicht zu, Voltan so vertraulich zu behandeln. Und so sank die Hand wieder auf den Tisch, und Aslana fragte nur mit hochgezogener Augenbraue:
"Sag mal, hast Du schon wieder Fieber?"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Montag, 03.12.2018, 20:24:02
Eileen lauschte den Erzählungen. Ab und an nicket sie wissend.
Als Voltan berichtete wie die beiden gegen eine Übermacht kämpfend zu Boden gingen, die Gegner unverwundbar, man gar versucht hatte ihm etwas einzuflößen, bildete sich eine tiefe Furche zwischen ihren Brauen. Man hob sie auf und trug sie zur Feuerstelle? Oh das klang nicht gut. Und es weckte verdammt unangenehme Erinnerungen an eine sehr ähnliche Situation in dem selben Land. Unwillkürlich streiften die Finger der Priesterin ihre Halsschlagader.

Da unterbrach Voltan sich, sprach von Schwindel. Sofort zeigte sich wieder Sorge auf Eileens Gesicht. Sie kannte den Paladin zu gut, wusste dass es nicht an dem schnell getrunkenen heißen Wein liegen konnte. Das vertrug er gut. Aber ihr war Voltans ungewohnte Kraftlosigkeit bereits aufgefallen. Und Aslanas Reaktion sprach ebenfalls Bände, auch wenn Eileen den Seitenblick auf sich und das plötzliche Zögern von Aslanas mitfühlender Geste verwunderte. Sie konnte beides nicht einordnen. Aber das musste warten. Das konnte sie ja fragen, wenn sie die Kriegspriesterin gleich auch mal darauf ansprechen würde, warum sie noch immer die Gugel nicht zurückgeschlagen hatte. Hier drin war es doch angenehm warm.

"Fieber? Und was meinst du mit wieder? Überhaupt... der Anführer versuchte da dir 'zum ersten Mal' was einzuflößen? Das heißt es war nicht das einzige Mal? Wo zum Gefallenen war denn der Rest vom Lager?"
Eileen sah, wie Voltan sich müde über die Augen fuhr. Und Aslanas Gesicht zeigte ebenfalls Erschöpfung. Und etwas Bitterkeit. Was war bloß geschehen?

"Entschuldigt", sagte sie. "Das sind viele Fragen. Erzählt einfach weiter und lasst euch Zeit. Ich höre zu."
In einer freundschaftlichen Geste legte sie ihrem ehemaligen Novizen die Hand auf den rechten Unterarm. Unwillkürlich durchlief sie ein Schauer, den sie nicht einzuordnen wusste. Die Priesterin schob es auf ihre Sorge um die beiden.

Als sie die Hand wieder zurückzog wischte Eileen sich die Handfläche an der Hose ab. Sie tat dies völlig unbewusst und bemerkte es nicht einmal. Voltan aber bemerkte es sehr wohl.

Eileen griff zum Wasser und schenkte nach. "Geht es Voltan? Möchtest du weiter berichten oder brauchst du erst Ruhe?"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Montag, 03.12.2018, 22:08:14
Aslana lachte kurz freudlos auf.
"Zum Fieber kommen wir später. Der Rest des Lagers kam ... auch später. Was der Kerl uns eingeflößt hat, war sein Blut. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass er sich einen Schnitt am Handgelenk zufügte und mir sein Blut in den Mund tropfte. Ich kann Dir allerdings nicht mehr sagen, ob ich es geschluckt habe, oder nicht. Ich verlor erst mal die Besinnung. Erst an der Feuerstelle kam ich langsam wieder zu mir. Da hatten sie gerade Voltan in der Mangel. Deutlich weiß ich dann, dass mir irgendjemand einen tiefen Schnitt im Rücken verpasste und irgendetwas hineinrieb, was fürchterlich brannte, was ... dreckig war, widerlich, chaotisch."
Schaudernd zog Aslana bei der Erinnerung daran die Schultern hoch.
"Und dann wob er einen perfiden Zauber um mein Innerstes, er ... wie soll ich es sagen ... verschloss es in mir und übernahm gleichzeitig die Kontrolle über meinen Körper. Dieser Zauber machte mich ...", die Priesterin geriet ins Stocken und sah ihre Kriegerschwester teils ratlos und teils bittend an, sie möge verstehen, was so schwer in Worte zu fassen war. "Er machte mich zu einer Marionette seines Willens, dabei war ich aber vollkommen klar, ich hatte nur keinerlei Gewalt über meinen Körper."
Sie runzelte die Stirn.
"Er hat meine Seele nicht angetastet, nur ... eingesperrt ... irgendwie.
Er schickte mich, ebenso wie Voltan gegen das restliche Lager, welches inzwischen aufmarschiert war und die Chaoskrieger bekämpfte. Allerdings war ich unbewaffnet, denn mein Schwert lag noch an der Stelle, wo ich zuvor zusammengebrochen war."
Aslana verzog das Gesicht bei dem Gedanken an so viel Dummheit.
"Glücklicherweise erkannte man uns wohl als nicht dem Chaos Zugehörige, denn ich bekam relativ schnell einen Schlag auf den Kopf, und es wurde mal wieder dunkel um mich."
Sie machte eine Pause, trank ihren Becher leer und suchte dann Voltans Blick.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Mittwoch, 05.12.2018, 15:58:28
Eileens Gesicht sprach Bände, als sie Aslanas Ausführungen lauschte. Schrecken, Zorn und Mitgefühl wechselten sich darin ab.
Also hatte man wieder lichten Streitern chaotisches Blut eingflöst, genau wie bei ihrer letzten Reise dorthin. Und was hieß, sie hatten Voltan in der Mangel? Was hatte man in Aslanas Wunde gerieben?! Was hatte das für Auswirkungen gehabt?

Die Priesterin musste sich beherrschen, um nicht bei jedem Zweiten Satz ihrer Kriegerschwester mit einer Frage dazwischenzuplatzen. Sie rief sich zur Ruhe und hörte zu.

Als ihre Freundin dann erzählte, wie man ihren Geist weggesperrt und ihren Körper wie eine Marionette geführt hatte zog Eileen unbehaglich die Schultern hoch. Genau wie bei mir in Moringaard. Sie schüttelte die Erinnerung ab.

Die Thyria Priesterin schüttelte den Kopf über die Kurzsichtigkeit ihrer Feinde, sie unbewaffnet in den Kampf zu schicken und Eileen schloss sich dieser Geste mit einem schiefen Grinsen an.

"... ich bekam relativ schnell einen Schlag auf den Kopf, und es wurde mal wieder dunkel um mich."

"Na wenigstens", brummte die Priesterin mißmutig. "Und wenigstens waren dann jetzt auch mal ein paar andere aus dem Lager aufgetaucht!" Eileen schnitt sich eine Scheibe von dem Fleisch ab und folgte Aslanas Blick zu dem jungen Paladin neben ihr.

Leise fragte sie: "Sie hatten dich in der Mangel?" Dann drehte sie den Kopf wieder zu Aslana. "Und was war das, was sie in deine Wunde gerieben haben? Ach Mist, jetzt stelle ich ja doch schon wieder Fragen... entschuldigt. Redet einfach weiter. Es ist nur nicht ganz leicht, sich das ruhig und besonnen anzuhören..."

Die Priesterin aß und sah die beiden abwartend an.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Donnerstag, 06.12.2018, 17:32:47
Voltan schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn um die Spinnweben aus seinem Kopf zu vertreiben. Er schüttelte sich, atmete einmal tief durch.
"Es geht schon... fühle mich einfach nur matschig. Es könnte auch daran liegen, dass ich einfach zuviel von meiner Kraft einsetzen musste, um mich um die vielen Verwundeten zu kümmern."
Er nahm noch einen tiefen Zug aus seinem Becher. Dann langte er nach dem Fleisch, schnitt sich ein kleines Stück ab und ließ es in seinem Mund veschwinden. Noch kauend fuhr er fort.
"Sie schleppten uns an die Feuerstelle. Mir haben sie das rechte Handgelenk aufgeschnitten und irgendetwas mit meinem Blut gemischt. Danach ging's mir wie Aslana. Meine Seele wurde von meinem Körper getrennt. Der Körper selber erhob sich, und bewegte sich schwankend, unter der Anleitung des Priesters, auf die Verbündeten zu.
Das schmeckt nach mehr!"
Er schnitt sich noch ein Stück Fleisch ab und kaute mit wachsender Begeisterung darauf rum.
"Zum Glück konnte er sich nur langsam bewegen. Wahrscheinlich wegen der vielen Wunden. Einer aus der Reihe gegenüber schlug mit einem Kampfstab auf Beinhöhe zu und das war's. Als mein Körper auf dem Boden aufschlug, hatte ich auch wieder Kontrolle über ihn. Ich sah dann, dass Aslana ebenfalls am Boden lag und das die Reisegruppe, die zur Unterstützung gekommen war, die Chaostruppen kurzzeitig zurückdrängen konnten. Zumindest konnten sie uns dann rausziehen und ein Stück aus der Gefahrenzone bringen. Leider nicht weit genug, wie wir kurz darauf feststellten...."
Er griff nach dem Krug und füllte seinen Becher nach.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Donnerstag, 06.12.2018, 20:23:01
Ein sarkastischer Blick traf Voltan, als er die vielen Heilungen als Grund für seine Kraftlosigkeit vorschob.
Klar, dass Du Dich verausgabt hast, ist sicher der Grund. Diese Schlacht ist ja nicht schon Tage her, dachte Aslana ironisch bei sich.
Als Voltan sich Wein nachschänkte, schob sie ihm ihren eigenen Becher hinüber, damit er auch diesen füllte und bedankte sich danach.
Dann griff sie seine letzten Worte auf.
"Nicht weit genug, wie wahr!"
Sie nickte müde.
"Ich wachte am Schlachtfeldrand wieder auf und konnte erkennen, dass sich das restliche Lager mit einem Haufen Verletzter zurückzog. Auch zu uns kamen welche, und ich hegte die Hoffnung, dass wir nun endlich Hilfe bekämen.
Leider täuschte ich mich. Es waren erneut die Chaosanhänger, die uns zurück zur Feuerstelle schleppten."
Aslana rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen, dann schaute sie Eileen fest an.
"Eileen! Zu dem Zeitpunkt war ich echt kurz davor, den Glauben an die Menschheit zu verlieren. Sie haben uns aus dem unmittelbaren Schlachtfeld rausgeholt, aber dort einfach liegenlassen. Und da sie die Chaosanhänger zu Zwanzigst ebensowenig besiegen konnten, wie wir zu Viert, haben sie sich zurückgezogen und ihre Wunden geleckt.
Aber sie haben uns nicht mitgenommen!"
Sehr viel Bitterkeit schwang in Aslanas Stimme mit und in ihrer Miene las Eileen, wie viel Zorn, Enttäuschung und ... ja, Verbitterung immer noch in der Kriegspriesterin steckte ob der Tatsache, dass man sie zurückgelassen und den Feinden überlassen hatte.
"Uns wäre viel erspart geblieben."
Sie starrte in ihren Becher, trank aber nicht, sondern schien in stumpfes Brüten zu versinken. Als sie weitersprach, hatte sie sich wieder im Griff und ihre Stimme klang vergleichsweise teilnahmslos.
"Sie weihten den Platz um das Feuer dem Chaos ... mit unserem Blut. Als ob wir davon noch viel gehabt hätten. Diesmal hatten sie auch Astrid erwischt. In meinem Dämmerzustand habe ich mitbekommen, dass sie uns nicht umbringen wollten, sie sagten, man brauche uns noch. Aber mehr habe ich nicht gehört. Alles, was ich noch wahrgenommen habe, nachdem sie ihre perverse Weihe beendet hatten, waren brennende Schmerzen, sowohl körperliche als auch seelische, und das übermächtige Gefühl des Besudeltseins ..."
Aslana beobachtete immer noch den Wein in ihrem Becher und als würde sie in ihm weitere Erinnerungen finden, redet sie abwesend und leiser werdend weiter.
"... und Schwäche. Ich konnte mich nicht mehr rühren, kein Glied, nicht mal, als sie mir das Ohr abschnitten. Alles wurde bedeutungslos, es gab nur noch mich und das Brennen ..."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Sonntag, 09.12.2018, 01:47:47
Dem Paladin entging der harsche Seitenblick der Kriegspriesterin nicht. Dennoch ging er nicht darauf ein sondern füllte einfach den rübergeschobenen Becher nach. Auch dieses heiße Getränk schien die Kälte in seinem Inneren nicht wirklich vertreiben zu können.
Nachdem Aslana zu Ende gesprochen hatte, schwieg er eine Weile, sammelte sich und griff dann den Faden wieder auf.
"Ja, sie haben uns einfach liegen gelassen. Ich sag dir, Schwester, ich hab mich selten so hilflos gefühlt, wie in diesem Moment. Und das schlimme daran war, dass, nachdem die Chaostruppen abgerückt waren, die Bewohner eines Lagers direkt neben der Feuerstelle aus ihren Löchern gekrochen kamen, sich gemütlich unter ihr Sonnensegel setzten und langsam in Feierlaune kamen."
Voltan schlug mit der Faust auf den Tisch und ließ seinem Ärger freien lauf.
"Auch in der Taverne wurde gefeiert! Es wurde gesoffen und gesungen, aber keine Sau hat sich um die Schwerverletzten gekümmert, die dort vor sich hin bluteten. Ich sag dir, soviel Ignoranz gepaart mit Dummheit auf einem Haufen kann einem nur in Westfurth begegnen. Hätte ich noch ein bisschen Kraft gehabt, ich schwör's dir, ich wäre aufgesprungen und hätte sie allesamt verdroschen."
Er nahm noch einen Schluck Gewürzwein und atmete dann mehrmals tief durch.
"Hätte nicht gedacht, dass es noch schlimmer werden könnte als damals in Korandia." fuhr er dann mit einem schiefen Grinsen fort.
"Zu guter letzt, nach einer gefühlten Ewigkeit, kamen zwei Schurken des Weges, sahen uns, und überlegten laut, ob sie uns helfen oder einfach nur ausplündern und erschießen sollten. Nachdem sie dann feststellten, dass es bei uns nichts zu holen gab, trugen sie uns von dem korrumpierten Boden fort und zu unserer Hütte. Vor der Hütte stand eine Bank auf die sie uns setzten. Ich gab ihnen ein Silberstück zur Belohnung und sie zogen ab. So saßen wir dann da, noch immer schwer verwundet und mit chaotischen Dingen, die in unseren Körpern grassierten..."
Voltan schwieg. Sein Blick ging ins leere.   
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Sonntag, 09.12.2018, 04:25:32
Fassungslos starrte Eileen ihre beiden Freunde an. Sie konnte nicht glauben, was sie da hörte. Eine ganze Weile sagte sie nichts sondern blickte nur immer zwischen beiden hin und her.
Schließlich brach es aus ihr heraus. "Sie haben was? Während ihr...? Ich.... WAS?!"

Die Priesterin umklammerte ihren Becher so fest, dass ihre Fingerknöcheln weiß wurden. Sie war wütend, das sah man. Wütend, fassungslos, entsetzt. "Erst hilft das Lager nicht im Kampf und dann lässt man euch liegen. Überlässt euch dem Feind. Dann werdet ihr fast noch ausgeplündert? und all das während ihr beinahe..." Eileens Stimme wurde leiser, als ihr wirklich klar wurde, was sie gerade gehört hatte.
"Ihr lagt auf unheiligem Boden... mit eurem eigenen Blut geweiht..." Eileen erschauderte. Das klang nur allzu bekannt und ihr wurde kalt. Sie wusste genau, wie sich die beiden gefühlt haben mussten. Wie hilflos. Wie groß die Schmerzen gewesen sein mussten. Sie hatte das selbe durch gemacht und nur knapp überlebt. Wobei... nicht ganz das selbe.

Eileen nahm einen tiefen Atemzug und sprach weiter. Ihre Stimme war eigentümlich ruhig und nur wer sie kannte, wusste diesen Tonfall einzuordnen. Er hatte rein gar nichts mit Gelassenheit zu tun.
"Was ist mit euch geschehen? Was war in euren Körpern, in eurem Blut? Was hat es mit euch gemacht? Voltan... du bist noch immer geschwächt. Was ist mit dir? Und Aslana... Kriegerschwester..." Hier zögerte die Priesterin kurz. Ihr war nicht entgangen, was die hochgewachsene Frau über ihr Ohr gesagt hatte. Dann bat sie leise. "Schlag die Kapuze zurück."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Sonntag, 09.12.2018, 10:48:28
Aslana schnitt eine Grimasse.
"Es hat sich nicht wieder gefunden. Eine der Chaosschlampen hat es sich als Andenken mitgenommen, wie sie prahlte."
Nach einem kaum wahrnehmbaren Zögern zog sie die Kapuze ihrer Gugel vom Kopf. Verlegen huschte ihr Blick im Schankraum umher und blieb dann auf der Tischplatte hängen, während Eileen sehen konnte, dass der Priesterin das linke Ohr fehlte. Der Schnitt war soweit verheilt, das Loch, welches in den Gehörgang führte, war deutlich zu sehen.
"Tja, das war der Auslöser für meinen Besuch. Voltan sagte, Du könntest da etwas dagegen tun."
Bittend und hoffnungsvoll schaute Aslana Eileen nun doch an.
"So brauche ich mich nicht zu Hause blicken zu lassen. Dragan ist eh nicht davon begeistert, wenn ich allein, also ohne battiwanische Begleitung, unterwegs bin."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Dienstag, 11.12.2018, 09:12:07
Regungslos saß Eilen da und sah ihre Freundin an. Sah die Wunde an. Jeglicher Ausdruck war aus ihrem Gesicht gewichen, lediglich die Augen blitzen eigentümlich kalt.

Und dann begann sich der Becher in ihrer Hand mit Raureif zu überziehen.

Gepresst atmete die Priesterin aus und wieder ein. Kurz schloss sie die Augen, atmete einfach weiter. Als sie Aslana wieder ansah war ihr Gesicht weicher geworden und das Mitgefühl kehrte in ihren Blick zurück. Vorsichtig stellte sie den Becher auf die Tischplatte. Es knisterte leise als sie ihre Finger löste. Eine dünne Eisschicht hüllte das Trinkgefäß ein. "Drecksland."
Eileen rief sich sichtlich zur Ruhe und sah ihre Freunde abwechselnd an. "Es tut mir so unendlich dass ihr das alles durchmachen musstet. Und es tut mir leid, dass ich nicht an eurer Seite stehen konnte. Dafür kann ich es jetzt. Also ja Aslana. Natürlich, Ich kann dagegen was tun. Bevor du schlafen gehst kümmere ich mich darum und morgen hast du dein Ohr wieder."

Mit einem schiefen Lächeln rieb sich die Priesterin kurz über das Gesicht. "Verdammt, das hatten wir doch alles schonmal in diesem vom Chaos verseuchten Land. Klingt alles beunruhigend bekannt. Und trotzdem", fügte sie mit einem Seitenblick auf Voltan hinzu, der wirklich nicht gut aussah. "Irgendetwas sagt mir, dass das noch nicht alles war. Wie ging es weiter?"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Dienstag, 11.12.2018, 21:09:36
Dankbar und erleichtert lächelte Aslana Eileen an, wenngleich sie gerade noch sehr irritiert war über den mit Raureif überzogenen Becher ihrer Freundin.
"Danke! Vielen Dank!
Und das da", sie deutete auf den Becher, "ist das so ein Kormath-Dingsi? Das hast Du noch nie gemacht."
Dann zog sie die Kapuze wieder über den Kopf und verdeckte so die Verletzung.
So entgehe ich wenigstens den Blicken der Anderen. Immer diese Blicke, mitleidig oder entsetzt oder einfach nur angewidert. So ist es besser.
Aber um auf Deine Frage zurückzukommen, Du hast recht. Leider war das immer noch nicht alles. Für das Silber machten sich die beiden Schurken noch auf die Suche nach Evan und schleiften ihn nach kurzer Zeit hinter einer Hütte hervor. Er sah ... nicht gut aus. Er ist einem Werwolf in die Fänge geraten. Die Bestie hat ihn auch mehrfach gebissen.
Ja, so war die Situation, während wir darauf warteten, dass irgendjemand vorbeikäme und sich unser annehmen würde. Immerhin lagen wir nicht mehr auf dem unheiligen Boden. Man wird ja für Kleinigkeiten dankbar. Allerdings begannen wir nun langsam die chaotischen Kräfte zu spüren, die in uns tobten ... auch nicht schön. Ich weiß nicht wie viel später, kamen dann tatsächlich Leute vorbei, die willens waren, uns zu helfen. Sie hatten zwar mehr Willen als Wissen, aber immerhin wuschen sie alle unsere Wunden aus und nähten die übelsten zusammen. Ein Magier schaute sich derweil an, wie unsere Aura aussah."
Aslana sah Voltan wie zur Bestätigung an.
"Er nannte es ein 'dunkles Mal des Wandels'. Ruft Veränderungen hervor. Leider konnte er nichts dagegen unternehmen. Er sprach davon, das dafür ein klerikales Ritual benötigt würde, war sich aber nicht sicher, ob überhaupt Priester anwesend seien.
"Na ja, um das Ganze abzukürzen: Voltan und ich haben das erste Mal eine Nacht zusammen verbracht und ganz ehrlich ... von einer schlaflosen Nacht mit einem gutaussehenden Paladin habe ich mir mehr versprochen."
Bei diesen Worten grinste sie Voltan frech an, wurde aber rasch wieder ernst.
"Wir haben die Nacht damit verbracht zu beten und aufeinander aufzupassen.
Wandel ... gepaart mit Nurgel , das heißt, Voltan wurde in rascher Abfolge von den unterschiedlichsten Krankheitsbildern geplagt. Übelkeit, Fieber, Schüttelfrost, Durchfall, Ausschlag, usw. usw. Zudem wuchs in uns irgendetwas Seltsames heran. Was genau das war, haben wir erst am Morgen entdeckt. Mein Rücken war bedeckt von blau schillernden Schuppen, Voltans rechter Unterarm von schwarzen Schuppen."
Kopfschüttelnd bei der Erinnerung an jene Nacht zog Aslana sich das Fleisch heran und säbelte sich eine dünne Scheibe davon ab.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Samstag, 15.12.2018, 04:49:36
Eileen sah kurz auf ihre Hand als Aslana weitersprach und war für den Moment ganz froh, dass ihre Freundin nicht auf eine Antwort auf ihre Frage nach dem mit Eis überzogenen Becher wartete. Das hatte die Kormath Priesterin nicht mit Absicht getan. Es gefiel ihr nicht. Aber für den Moment war das egal.

Mit wachsender Fassungslosigkeit lauschte sie Aslanas Bericht. Evan von einem Werwolf gebissen, Voltan und Aslana mit mehr Glück als Verstand versorgt, Chaosmacht in ihrem Inneren... und 'Dunkles Mal des Wandels' klang alles andere als gut.

Als die Thyria Priesterin von der Nacht berichtete hatte sich eine tiefe Furchte zwischen Eileens Augen gebildet und als Aslana endete, starrte sie nur ein, zwei Herzschläge zwischen Voltan und Aslana hin und her.

"Willst du mir etwa sagen, dass eure Körper sich unter Chaosmacht wandelten, mutierten?!" stieß sie hervor. "Sagst du mir gerade, dass du blaue Schuppen auf dem Rücken hast? Und Voltan schwarze Schuppen an seinem... rechten... Arm... "

Eileens Stimme verlor sich und sie sah zu Voltan hinüber.  Der rechte Arm. Der rechte Arm. Dort wo die verdammte Klinge ihn schnitt. Und dort hatte er jetzt schwarze Schuppen?

Eileen presste die Kiefer aufeinander und sah den Paladin an. "Voltan...?"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Samstag, 15.12.2018, 21:58:42
Aslana spürte instinktiv, wie die Stimmung sich veränderte. Es war, als ginge man über zugefrorenes Wasser und merkte plötzlich, wie das Eis dünner wurde. Sie konnte nicht genau sagen, worin die Veränderung bestand, Eileen war zuvor schon besorgt gewesen und empört, das schien auch jetzt noch so zu sein, dennoch hatte ihre Sorge eine andere Qualität bekommen.
Aslana wusste nicht warum. Dennoch nahm sie sich ganz unbewusst aus der Schusslinie, indem sie sich an die Wand hinter sich anlehnte. Schweigend beobachtete sie Eileen und Voltan, die sich fest ansahen. Es war, als würden sie ohne Worte miteinander kommunizieren. Worüber, das war Aslana nicht klar, aber es schien eine wichtige und vor allem ernste Angelegenheit zu sein.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Sonntag, 16.12.2018, 15:29:51
Voltan erwiderte Eileens Blick. Wortlos knöpfte er den Ärmel seines Hemdes auf und zog ihn langsam zurück.
"Ein bisschen was ist übrig geblieben."
An seinem rechten Handgelenk war ein unregelmäßiges Viereck aus kleinen schwarzen Schuppen zu sehen.
"Nach dieser ersten schlaflosen Nacht waren wir beide unglaublich geschwächt. Um die Schnittstelle, durch welche der Priester mir das Chaosgift eingeflößt hatte, wuchsen diese Schuppen und breiteten sich aus. Außerdem waren meine Gelenke derart geschwollen, dass ich mich kaum bewegen konnte. Den ganzen Vormittag saß ich vor der Hütte, musste mich halbwegs tragen lassen, wenn es irgendwo etwas zu tun gab... es war grauenvoll!"
Er warf Aslana einen Blick zu, knöpfte den Ärmel wieder zu und sprach dann weiter.
"Den ganzen Vormittag haben wir auf priesterliche Unterstüzung gehofft, es war aber nichts zu finden. Irgendwann erwachte Evan und verhielt sich äußerst... merkwürdig. Er kam fast unbekleidet aus der Hütte, schnappte sich das Fleisch vom Tisch und begann, wie ein wilder darauf rumzukauen. Als Astrid ihm ein Radieschen anbot, spuckte er nur aus und fraß weiter an seinem Fleisch."
Er machte eine Pause um einen Schluck des mittlerweile nur noch lauwarmen Gewürzweins zu trinken.
"Aslanas Fuß begann sich zu verformen." er schaute sie an "War es der rechte oder der linke?"
Bevor sie antworten konnte, sprach er weiter.
"Soviel zu unserer Situation. Eine vierköpfige Gruppe mit drei Klerikern und alle drei waren außer Gefecht gesetzt. Zum Glück gab es dann irgendwann einen kleinen Lichtschimmer am Horizont..."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Sonntag, 16.12.2018, 18:09:10
Aslana saß bewegungslos da, nur ihr Blick huschte aufmerksam zwischen Eileen und Voltan hin und her. Als der Paladin seiner Ordensschwester die verbliebenen Schuppen zeigte, weiteten sich deren Augen kurz. Doch Voltan brach die Anspannung, die in der Luft fast zum Greifen war, indem er den Faden wieder aufnahm und weiter berichtete.
Eileen misst diesen Schuppen besondere Bedeutung bei. Das Thema ist zwischen den Beiden noch nicht durch.
In Gedanken hatte Aslana gar nicht auf Voltans nächste Sätze geachtet. Erst als er sie direkt ansprach, riss sie sich zusammen und schob das Thema beiseite - erst mal.
"Bitte? Ach so, ja ... der linke Fuß, oder besser gesagt, das linke Bein bis zum Knie hoch hatte sich bis zum Mittag in einen großen Ziegenhuf verwandelt."
Die Priesterin beugte sich wieder nach vorne an den Tisch und schüttelte den Kopf bei der Erinnerung an die Deformation.
"Der Stiefel störte enorm, aber ohne Stiefel war das linke Bein viel kürzer als das Rechte, das wäre auch nicht gegangen. Es war einfach eine Katastrophe. Und die ganze Zeit die Befürchtungen, was als nächstes kommen würde.
Ich habe dann davon Abstand genommen, das restliche Lager in den Wald zu begleiten, weil dort irgendetwas Chaotisches bekämpft werden sollte."
Aslanas Tonfall wurde bei den Worten sarkastisch.
"Erstens hätte ich Voltan eh nicht allein gelassen, zweitens ... was wäre gewesen, wenn ich im Wald zu Boden gegangen wäre, wo sich schon mitten im Lager eine halbe Nacht keiner um uns gekümmert hat? Nein, für ein solches Himmelfahrtskommando war ich nicht zu haben.
Aber dann ... der Lichtstreif am Horizont. Voltan hatte irgendwie in Erfahrung gebracht, dass in der Nähe eine Gruppe lagerte, die zwei Kleriker bei sich hätte. Da sind wir hingegangen. Und richtig, schon kurze Zeit später konnten wir mit dem Herrn Feldkaplan reden. Er hatte auch sofort eine Lösung parat."
Aslana verzog das Gesicht.
"Scheiterhaufen. Als Priester sei uns doch die reinigende Wirkung der Flammen bekannt, und unsere Seelen würden auf diese Weise unverdorben zu den Göttern gehen können."
Plötzlich begann Aslana zu glucksen.
"Jetzt klingt es auf eine völlig widersinnige Weise fast komisch. In der Situation fühlte ich mich wie in einem Käfig. Scheiterhaufen, typisches Priester-Argument ... erstickt an der eigenen Medizin. Konnte man ja nichts dagegen sagen ... aber Göttin, ich wollte es nicht hinnehmen, vor allem nicht in Westfurth."
Ein fast verzweifeltes Kichern erfasste Aslana, dann stützte sie das Gesicht in die Hände und man konnte nicht sicher sein, ob sie nun hysterisch kicherte oder schluchzte.
"Ich wollte es nicht zulassen."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Mittwoch, 19.12.2018, 21:23:42
Voltan hielt seinen Blick weiter auf Eileen gerichtet.
"Ich sag dir eines, Schwester," begann er in einem sehr kalten Ton, "hätte einer von denen auch nur versucht, einen von uns auf den Scheiterhaufen zu setzen, er hätte vorher gebrannt."
Er räusperte sich.
"Zum Glück war das nicht notwendig. Als wir ihnen in Ruhe erklärt haben, dass die ganze Sache auf klerikalem Weg zu heilen sei, waren sie zu weniger radikalen Mitteln bereit. Wir gingen dann mit dem Feldkaplan an einen abgelegenen Ort, wo er seine Götter anrief und Heilung für uns beschwor. Er hat das sehr schön gemacht, hat seine Gebete individuell an uns und unsere Götter angepasst. Danach ging es uns wesentlich besser. Auch die Krankheitssymptome verschwanden nach und nach."
Er streichelte kurz über sein Handgelenk.
"Naja, bis auf das hier" fuhr er nüchtern fort.
"Auf jeden Fall fingen meine Heilkräfte wieder an zu wirken und ich fühlte mich körperlich wieder besser. Evan wurde ein Trank eingeflößt, der ihn vor dem Werwolf-Sein bewahrte. Und sämtliche klerikalen Kräfte vor Ort sammelten sich, um den chaosverseuchten Boden um die Feuerstelle zu reinigen. Das fühlte sich dann doch wieder richtig gut an."
Er trank den letzten Schluck aus seinem Becher und wandte sich dann Aslana zu.
"Hast du mitbekommen, was genau unsere Seite bei der Endschlacht erreicht hat? Ich erinnere mich nur düster, dass ich zwischen Verwundeten gehockt und ein Wunder der Heilung nach dem anderen rausgeblasen habe. Zum kämpfen bin ich nur wenig gekommen. Irgendwann war mein Schild kaputt, danach hab ich nicht mehr gekämpft. Hab dann nur mitbekommen, dass der eine Chaosführer in dem Zirkel stand und weggebetet wurde.... naja."
Voltan erhob sich mühsam.
"Entschuldigt mich, der Wein will wieder raus."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Donnerstag, 20.12.2018, 01:39:49
Eileen hatte den Ausführungen wie erstarrt gelauscht. Ab und an hatte sie angesetzt, etwas zu sagen, hatte aber augenscheinlich nicht gewusst, was. So hatte sie nur einige hilflose Gesten beisteuern können, während sie fassungslos zuhörte.

Als Voltan ihr die Schuppen an seinem Handgelenk zeigte, war ihr Erschrecken klar erkennbar. Doch sie rief sich zur Ruhe. Die Schuppen hatten sich an der Stelle gebildet, wo Voltan der Chaotische Dreck in den Körper eingebracht wurde. Nicht von dem Schnitt an seinem Arm aus. Das war gut.

Aslana hatte bitte was gehabt? Einen Ziegenhuf?! Und die Mitreisenden wollten sie auf den Scheiterhaufen bringen?! Hier quittierte die Priesterin den Erzählfluß mit einem deutlichen "Scheiße" und fuhr sich über die Augen. Ihre Freundin schlug die Hände vor das Gesicht und... schluchzte? Lachte? Es war nicht ganz klar aber es schnitt Eileen ins Herz.

Voltans Bericht brachte dann endlich etwas Hoffnung zurück. Trotzdem... was hatten die Beiden nur erleiden müssen? Was für eine von grundauf beschissene Reise!

Immernoch sprachlos saß die Priesterin da als Voltan sich erhob und entschuldigte.
Eileen stand auf und packte ihm am Arm, drehte ihn zu sich herum. Noch immer nach Worten suchend sah sie in mit nassen Augen an und legte dann schlicht ihre Stirn an die Seine. Kurz verharrten die beiden so, dann ließ Eileen ihn wieder los. Die beiden tauschten ein Nicken aus und der Paladin ging hinaus.

Eileen ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen und griff nach der Hand ihrere Freundin, drückte sie fest. "Verdammt", sagte sie leise. Und dann noch mal "Verdammt." Die Priesterin schüttelte den Kopf. "Eure Mitreisenden scheinen ja eine größere Gefahr gewesen zu sein, als die Kultisten. ich weiß gar nicht, was ich sagen soll... Außer vielleicht, dass es mir leid tut. Unendlich leid, Aslana. Das hast du einfach nicht verdient."

Sie seufzte. "Versprich mir einfach, nie wieder in dieses götterverfluchte Drecksland zu reisen. Wenigstens bist du den Ziegenfuß wieder losgeworden. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann sind all diese... Wucherungen durch die Klerikale Heilung verschwunden? Außer den Schuppen an Voltans Arm..." Eileen kaute auf ihrer Unterlippe. "Ausgerechnet die schwarzen Schuppen sind noch da. Wärend alles andere verschwunden ist...." Sie sah sehr besorgt aus.

Das ist nicht gut. Überhaupt nicht gut.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Donnerstag, 20.12.2018, 18:10:49
Langsam ebbte der hysterische Anfall ab. Aslana rieb sich mit den Händen über das Gesicht. Es war zwar gerötet, aber ihre Augen waren trocken. Dann nahm sie wieder Eileens Hand, die sie kurz losgelassen hatte. Erschöpft schaute sie ihre Freundin an:
"Es tut mir leid. Es kam einfach so, ich konnte nicht mehr aufhören. Es ist diese ungeheure Erleichterung, dass wir jetzt hier sind.
Göttin, ich hatte so eine Scheiß-Angst um Voltan. Ja, ich weiß, er ist erwachsen, er ist Paladin, ... aber trotzdem. Ich kann das nicht abstellen. Diese Nacht war die Hölle. Ich hatte zwischendurch echt die Befürchtung, er schafft's nicht. Und dann der Feldkaplan mit seiner Scheiterhaufen-Idee. Ich dachte nur, wie komme ich mit jemandem, der kaum allein laufen kann, schnell genug von da weg. Ich kann schließlich keinen lichten Priester umbringen, nicht mal wenn er mit dem Scheiterhaufen wedelt.
Na ja, und wenn ich ehrlich bin, mache ich mir immer noch Sorgen um ihn. Ja, ich bin auch erschöpft und müde, aber seine Kraftlosigkeit sitzt irgendwie tiefer. Außerdem diese ewige Friererei. Er wird überhaupt nicht mehr richtig warm. Und warum sind bei ihm nach dem Reinigungsritual des Feldkaplans nicht auch alle Chaoszeichen verschwunden. Ich habe ihn mir angeschaut, aber in seiner Aura nichts Chaotisches mehr gefunden. Da sind nur diese blöden Schuppen, die in der Aura allerdings nicht zu sehen sind."
Die Thyria-Priesterin machte eine Pause, dann drückte sie Eileens Hand und wechselte das Thema:
"Aber das gemeinsame Bodenreinigen war wirklich sehr schön, gelungen und gut aufeinander abgestimmt. Fünf Kleriker aus fünf unterschiedlichen Religionen mit eigenen Lithurgien und Ritualelementen, und trotzdem bildete es insgesamt eine Einheit. Es hat gut funktioniert. Und am Ende haben wir gemeinsam den Keil des Lichts rezitiert."
Aslana blitzte die Drachenpriesterin beredt an. Sie dachten beide an dasselbe, daran, wie sie das erste Mal zusammen den Keil des Lichts gelesen hatten. Das war in den Clanslanden gewesen, sie hatten gerade eine Lich-Seele vernichtet und Eileen hatte Aslana das erste Mal Kriegerschwester genannt.
"Tja, und um was es beim letzten Ansturm der chaotischen Horden ging, kann ich Dir auch nicht so genau sagen. Sie begannen ihren Angriff, während wir noch bei der Bodenweihe waren - und natürlich hat das mit der Ritualwache nur bedingt funktioniert. Also Evan stand völlig ungeschützt da. Ob hinter mir einer stand, der meinen Rücken schützte, weiß ich nicht, ich habe sicherheitshalber nicht nachgeschaut. Ich dachte ja zuerst, sie wollten unser Ritual verhindern, aber sie brachen nach Beendigung der Reinigung ihren Angriff nicht ab. Im Gegenteil, sie warfen alles gegen uns, was sie so hatten zusammenziehen können. Unsere Magier hatten irgendeinen Ritualkreis vorbereitet, den es zu schützen galt. Mei, und das haben wir dann so gut wie möglich gemacht. Es stimmt, dass Voltan nicht lange gekämpft hat, er wurde bei den Heilern gebraucht, die Zahl der Verletzten auf unserer Seite stieg enorm an. Es war das selbe Problem wie am Vorabend. Die Chaoskrieger verfügten über einen magischen Schutz, der sie reichlich resistent gegen unsere Waffen machte.
Ich habe mich relativ lange gehalten, die Gruppe der Verteidiger war echt schon arg dezimiert, aber dann bin ich an den Werwolf geraten - und der hat angegriffen wie ein Bär. Seltsam, war aber so. Er hat seine Pranken um mich geschlungen und zugedrückt, während Andere auf meinen Rücken einschlugen. Kurz bevor ich die Besinnung verlor, ließ er mich los, leider nur, um mir seine Krallen übers Gesicht und vor allem die Augen zu ziehen. Dann weiß ich nichts mehr. Evan hat mir später erzählt, dass er mich aus der Schlachtreihe gezogen und versorgt hat. Es muss eine ziemlich aufwändige Sache gewesen sein, ich fühlte mich danach, als wäre ich zwischen zwei Mühlsteine geraten. ABER, was das Wichtigste war, die Bestie hat mich nicht gebissen, und Evan hat mein Augenlicht gerettet."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Samstag, 22.12.2018, 12:04:13
Als Voltan sich vom Abort erhob, durchzuckte wieder ein leichter Schwindel seinen Kopf. Mit einer Hand stützte er sich am Türpfosten ab, schloss die Augen und atmete ein paar mal tief durch.
Einige Herzschläge später hörte der Boden auf zu schwanken, zumindest teilweise. Er verließ den Abort, ordnete seine Kleidung und rückte seinen Gürtel zurecht. Im Vorraum gab es eine Wasserpumpe und einen Eimer. Er pumpte, wusch sich die Hände und widerstand der Versuchung, gleich den Kopf unter die Pumpe zu halten. Stattdessen schöpfte er zwei Hände voll Wasser und spritzte sie sich ins Gesicht. Danach fühlte er sich ein wenig besser.
Mit unsicheren Schritten überquerte er den Hof und betrat die Gaststube. Die Wärme im Raum schlug ihm unvermittelt entgegen und sorgte dafür, dass der Schwindel wieder zunahm. Hinten in der Ecke saßen Eileen und Aslana.
"Nur die paar Schritte..." murmelte er zu sich selbst.
Er biss die Zähne zusammen und machte sich auf den Weg.
Auf halber Strecke schien sich sein Sichtfeld zu verengen. Ein undurchdringlicher schwarzer Schleier tanzte am Rand und zog sich immer enger. Fast als würde er durch einen Tunnel blicken. Er hielt im gehen inne, tastete mit der Hand nach einem freien Stuhl, verfehlte ihn fast, und stützte sich ab. Rote Flecken waberten vor seinen Augen, gleichzeitig hatte er einen seltsamen metallischen Geschmack im Mund. Dann war es als würde der ganze Raum in Zeitlupe nach rechts kippen.
Eine Stimme, die "Voltan" rief drang wie aus weiter Ferne in sein Ohr. Er wandte den Kopf. Eine rote und eine blaue Gestalt saßen an einem Tisch. Die rote sprang nun auf und bewegte sich schnell auf ihn zu, während der schwarze Schleier sich immer weiter in sein Sichtfeld drängte.
Dann brach er zusammen.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Montag, 24.12.2018, 16:44:21
Eileen erwiderte Aslanas Blick lächelnd, als sie den Keil des Lichts erwähnt. Es war eine dieser Erinnerungen, die einen auf Ewig verbanden. Außerdem hatte es verdammt gut getan, diese Lich-Seele zu vernichten. Vor allem nach Moringaard.

Sie hörte ihrer Kriegerschwester weiter mit leichtem Kopfschütteln zu. "Werwolfsklauen in den Augen - sicherlich auch keine Erfahrung, de man unbedingt machen muss. Oh Götter, dir ist ja wirklich gar nichts erspaart geblieben! Erinnere mich daran, dass ich Evan für seine Hilfe an Dir Danke. Da kann ich ihm dann auch gleich sagen, dass ich froh bin, ihm jetzt nicht Fell kraulen zu müssen, oder sowas. Und da wir gerade beim Danken sind..."
Eileen drückte Aslanas Hand fest. "Danke. Danke dir. Dass Du bei Voltan warst und dich um ihn gekümert hast. Dass du an seiner Seite warst. Wer weiß, ob er es sonst überstanden hätte. Deine Gebete für ihn werden ihm sehr geholfen haben. Ich mache mir übrigens auch Sorgen. Genau wegen der Sache, die du angesprochen hast. Warum ist alles bei der Klerikalen Reinigung verschwunden, nur die Schuppen nicht? Warum halten sie sich so hartnäckig obwohl man sie in seiner Aura nicht sieht? Und er sieht wirklich... krank aus. Es geht ihm nicht gut. Ich hoffe inständig, dass es nur die Anstregungen der Reise nach Akron sind, die ihm so zusetzen. Immerhin war er sehr geschwächt. Aber irgendwas sagt mir, dass es nicht so einfach ist."

Die Priesterin fing den fragenden Blick ihrer Kriegerschwester auf und lächelte schief. Sie griff nach ihrem Becher und drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen. Er war noch immer mir einer dünnen Eisschicht überzogen. Schmilzt ja gar nicht. Interessant.

"Ich hatte dir doch von dem Goldenen Schwert des Gefallenen erzählt, nicht wahr? Dass der Schwarze einen Träger in unseren Reihen sucht? Und dass Fünf von uns auf irgendeine Art mit der verfluchten Klinge verbunden sind? Tja. Voltan ist, wie du weißt, einer davon. Was du nicht weißt ist, dass er, im Gegensatz zu den anderen vier, das Schwert tatsächlich bereits in den Händen hielt. Wir anderen sahen - und berührten - es nur in einer Vision. Und da ist noch mehr..."

Eileen sah ihre Freundin ernst an. "Ihm ist mit dieser Klinge ein Schnitt zugefügt worden. An seinem rechten Arm." Sie stellte den Becher ab und lehnt sich in ihrem Stuhl zurück: "Die Schuppen haben sich nicht von dem Schnitt ausgehend gebildet. Und hatten eine völlig andere Quelle, hängen nicht mit der Macht des Schwarzen zusammen. Und dennoch werde ich das Gefühl nicht los, dass ihr Zurückbleiben mit dem Schnitt zusammenhängt. Der Schnitt verheilt übrigens nicht so recht. Die Wunde ist zwar geschlossen aber fühlt sich wohl immer irgendwie empfindlich und wetterfühlig an."

Die Priesterin rieb sich über das Gesicht. "Alles in allem eine längere Geschichte, die Dir besser Voltan selbst erzählt. Aber nicht mehr heute. Auch die Schuppen werden wir nicht mehr heute Nacht in Angriff nehmen. Er braucht erst Ruhe. Wenn Voltan wieder da ist, können wir besprechen, wie wir weiter vorgehen. Und ob ihr noch ein heißes Bad vor dem Zubettgehen braucht. Ah, da kommt er ja. Dein Ohr werde ich aber natürlich noch..."

Eileen brach ab und runzelte die Stirn, als sie zu Voltan herübersah. Kurz spannte sich ihr Körper an, dann lief sie auch schon los. "Voltan!"

Der Paladin brach zusammen. Eileen versuchte ihn aufzufangen und ging mit ihm zusammen zu Boden. Zumindest schlug er so nicht ungebremst auf den Steinfliesen auf.
Eileen sortierte sich noch, da war Aslana auch schon bei ihr und fasste schimpfend mit an. "Verdammt, ich hab doch gewusst, dass noch nicht wieder alles in Ordnung ist!"

Die anderen Ordensmitglieder im Schankraum waren erschrocken aufgestanden. Einer lief heraus, um eine Trage zu holen, ein anderer stellte die Stühle aus dem Weg. Der Rest wartete aber erstmal ab. Die meisten wussten um Eileens Heilkünste.

Die Priesterin zog Voltan mit Aslanas Hilfe auf ihren Schoß und warf ihr einen teils dankbaren, teils besorgten Blick zu. Dann rief sie sich zur Ruhe, schloß kurz die Augen und rief die Macht der Alten an. Wollte sehen. Spüren. Erkennen.

Leise betend lies sie Licht durch Voltans Körper fließen. Ganz behutsam. War noch Krankheit in ihm? Oder Chaos? Oder gar die Macht des Gefallenen?
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Dienstag, 25.12.2018, 01:41:01
Als Eileen sich bei Aslana bedankte, verzog diese das Gesicht.
Du wirst doch nicht ... grmpf! Du wirst doch. Dabei weißt Du genau, dass das eine Selbstverständlichkeit ist, wenn man zusammen unterwegs ist.
Aber sie unterbrach Eileen nicht, sondern hörte interessiert ihren Ausführungen zu.
Bis Voltan wieder das Gewölbe betrat.
Einen Wimpernschlag nach Eileen registrierte auch Aslana, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war und sprang auf. Da brach der Paladin auch schon zusammen. Aslana kam nicht umhin, Eileens Flinkheit zu bewundern, mit der sie bei Voltan war, um ihn wenigstens halbwegs aufzufangen.
Sie selbst eilte fluchend hinterher und unterstützte nach Kräften, wobei sie nebenbei Voltans Atmung, Temperatur und Herzschlag kontrollierte. Ernsthaft Ahnung von Heilung hatte sie nicht, aber das waren Parameter, mit denen sie etwas anfangen konnte.
Dann sah sie besorgt und abwartend Eileen an, die eine Anrufung begann.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Dienstag, 25.12.2018, 14:52:04
Just in dem Moment, als Eileen göttliches Licht der Erkenntnis durch Voltans Körper fließen ließ, ballten sich seine Fäuste. Sein ganzer Körper spannte sich wie eine Sprungfeder. Er zitterte, warf sich hin und her, bäumte sich sich auf und sank kurz darauf wieder zu Boden. Zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen zischten unartikulierte Laute hervor.
Als Eileen die Formel vollendet hatte, spürte sie einen Rest von chaotischer Macht, die in den Schuppen an Voltans Handgelenk hingen. Aber da war noch etwas anderes. Etwas dunkles, ungreifbares...
Stirnrunzeld blickte sie Aslana an.
Dann machte sie sich wieder an die Arbeit, ließ sich noch tiefer ins Gebet fallen. Was schwierig war, weil Voltan noch immer wie ein Fisch an Land zappelte. Plötzlich stoppten seine Bewegungen. Er lag auf dem Rücken, sein Körper spannte sich wieder an, der Kopf bog sich unnatürlich weit nach hinten, ein heiserer Schrei entrang sich seiner Kehle, die Adern an seinem Hals traten hervor. Dann entspannte er sich abrupt, sackte kraftlos zusammen.
Sein Kopf rollte noch immer hin und her. Die Augen waren halb geöffnet, verdreht, dass man nur das Weiße in ihnen sehen konnte. Und ein schier endloser Strom gemurmelter Wörter sickerte aus seinen Lippen heraus.   
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Dienstag, 25.12.2018, 16:03:40
Als Voltan ... nein, nicht Voltan selbst, sein Körper bzw. irgendetwas, das sich seines Körpers bemächtigt hatte, korrigierte sich Aslana im Geist selbst, als er begann, sich gegen die göttliche Kraft zu wehren,  durch die Eileen Erkenntnis zu erlangen suchte,  setzte die Thyria-Priesterin sich kurzerhand rittlings auf Voltan drauf und fixierte seine Arme und Beine, um zu verhindern, dass er sich selbst oder Eileen verletzte. Da er jedoch wie wild um sich schlug und in seinem Wahn auch ungeahnte Kräfte mobilisierte, eilten zwei Ordensbrüder herbei und unterstützten Aslana dabei, den Tobenden ruhig zu stellen.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Donnerstag, 27.12.2018, 03:47:33
"Was zum..." Voltans Anfall erwischte Eileen volllkommen unvorbereitet. Sie tat ihr bestes, ihn festzuhalten und warf Aslana einen schnellen dankbaren Blick zu, als diese sich geistesgegenwärtig auf Voltans Torso setze.
Sie konzentrierte sich so gut es ging. Chaos... ja, das hatte sie erwartet. Nur Reste, das sollte kein Problem sein. Aber was war das? Da war etwas Dunkles in ihm, etwas, dass sie nicht einordnen konnte. Was war es? Woher kam es und wo genau saß es? In seinem Geist? Oder doch im Körper? Der Seele gar?

Sie versuchte, nachzuspüren, doch Voltan bäumte sich auf und unterbrach immer wieder ihre Konzentration. "Scheiße... Voltan! Hörst du mich?"
Zwei ihrer Brüder sprangen herbei und halfen Voltan festzuhalten. Die Priesterin sammelte sich kurz und betete weiter. Voltans Körper schien zu glühen, das Fieber war wohl wieder da. Und dann schrie der Paladin, heiser und voller Schmerz und es schnitt Eileen ins Herz im Angesicht solcher Qual. "Voltan..."

Voltan sackte kraftlos zusammen, die Augen weiß, unentwegt murmelnd. Eileen schluckte. Er war... gar nicht hier. Sie wusste nicht so recht, wie sie dieses Gefühl beschreiben konnte aber Voltans Geist schien weit weg zu sein. Was zur Niederhölle geschah hier?

Sie sah sich um. "Er muss sofort in den Tempel! Geweihter Boden... Wo bleibt die Trage? Voltan... Voltan! Bruder... höre mich..." Doch der junge Paladin reagierte nicht. Sein Kopf rollte weiter hin und her und unentwegt murmelte er.

Die Trage kam. Schnell luden sie Voltan darauf und hoben ihn an. Eileen bedeutete ihrer Kriegerschwester, ihr zu folgen und gemeinsam hasteten sie über den Burghof. Die Priesterin warf einen kurzen Blick zu der Schwinge der Nacht hinauf. Du kriegst ihn nicht.

Ihre Ordensbrüder stießen die Türen zum Tempel auf und schnell trugen sie Voltan hinein, bis vor den Altar. Eileen mochte den Tempel sehr. Er war sicherlich nicht so groß wie der in der Imrikshammer, doch die vier Buntglasfenster, die jeweils einen der Alten Drachen abbildeten und durch die während des Tages vielfarbiges Sonnenlicht in diese heilige Halle strömte, hatten es ihr angetan.
Jetzt hatte sich allerdings keinen Sinn für ihre Schöhnheit.

Rasch kniete sie an Voltans Seite nieder. Die Priesterin griff seine Hand, doch  er erwiderte den Druck nicht. Mit leichter Verzweiflung sah sie kurz zu Aslana hoch. Eileen legte eine Hand auf Voltans Stirn. Sie wollte versuchen, seinen Geist zu erreichen. Wo war er?
Sie beugte sich hinab und versuchte, die gemurmelten Worte zu verstehen, die Voltan von sich gab.

Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Donnerstag, 27.12.2018, 15:51:38
Trotz des geweihten Bodens im Tempel hörte Voltans Anfall nicht auf. Im Gegenteil, sein Körper würde zwischendurch immer wieder von ruckartigen Krämpfen geschüttelt. Dann lag er wieder still da, rollte den Kopf hin und her und murmelte unverständliche Worte.
Als Eileen sich nieder beugte, hörte sie nur kehlige Zischlaute. Doch ab und zu mischten sich auch normale Wörter darunter.
"Der... Wachturm.... Ich muss zum.... er ist zerstört.... Ich muss.... der Turm... der Drache.... der DRACHE!!!!"
Er wurde wieder von einem heftigen Krampf geschüttelt, bäumte sich auf, schlug wild um sich. Dann riss er die Augen weit auf, sein Blick war in weiter Ferne.
Wieder sackte er nach unten, sein Atem ging stoßweise. Alle Anwesenden zuckten plötzlich zurück, als sich eine mächtige Kältewelle von seinem Körper ausbreitete und durch den ganzen Raum brandete.
Als Eileen ihn wieder ansah, stutzte sie. Voltans Haut war von einer dünnen Schicht Raureif überzogen.
Dann war ruhig. Ganz ruhig.
Unvermittelt schlug er die Augen auf und sah sich verwirrt um.
"Schwester? Was... wo bin ich?"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Donnerstag, 27.12.2018, 18:05:07
Aslana half mit, Voltan in den Drachentempel zu transportieren. Dann stand sie daneben, beobachtete Eileen und ihr Bemühen um den Paladin und wurde langsam unruhig. Sie mochte solche Situationen nicht. Sie kam sich hilflos vor, nutzlos. Auf Reisen konnte sie zumindest noch Wache schieben und den Anderen Sicherheit geben. Hier, im Herz einer Drachenordenfeste, bestand keine Gefahr von außen.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Es kam ihr unsinnig vor, im Drachentempel, im Kreis deutlich erfahrenerer Priester, Thyria oder die Acht anzurufen. Und um was sollte sie bitten? Thyria würde ihr was husten, würde sie sie so unkonkret um Hilfe bitten. Das Ganze hier war so überhaupt nicht ihr, Aslanas, Betätigungsfeld. Sie war so viel mehr eine Beschützerin, dachte Aslana trotzig. Doch die ganze innerliche Rechtfertigung nutzte nichts, die Priesterin fühlte sich immer schlechter, erst recht als Eileen ihr einen hilfesuchenden Blick zuwarf.
Die plötzliche Kälte, die von Voltan ausging, ließ Aslana einen Schritt zurückweichen. Als Voltan dann aufwachte und automatisch alle Anwesenden näher an ihn heranrückten, trat sie weiter zurück und kämpfte mit zusammen gebissen Zähnen gegen ihre eigenen negativen Gedanken an. Sie sollte doch einfach erstmal froh sein, dass Voltan wieder er selbst war.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Freitag, 28.12.2018, 03:21:22
Eileen tat ihr Möglichstes Voltan festzuhalten als sein Körper wieder und wieder von Krämpfen geschüttelt wurde, Was geschah mit ihm? Als er wieder begann zu sprechen konnte die Priesterin wenigstens ein paar Worte aufschnappen, doch sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Wachturm? Ein zerstörter Wachturm? Und was für ein Drache?!
Sie wusste nicht, wovon der Paladin sprach, war sich aber ziemlich sicher, dass Voltan es ihr erzählt hätte, wenn er etwas erlebt hätte, was auch nur im Entferntesten mit einem Drachen zu tun gehabt hat.

Wieder versuchte Eileen zu beten, zu spüren, fühlte nach der Finsternis, die zwar spürbar war, sich aber nicht einordnen lies. Die Priesterin sandte ein wortloses Stoßgebet an die Vier, Voltan beizustehen, während die anderen Ordensmitglieder im Tempel immer wieder das Acbar Lokum intonierten. Sie wusste nicht recht, was sie tun sollte. Als sie abermals versuchte, die Finsternis in ihrem ehemaligen Novizen zu fassen zu kriegen schlug dieser so wild um sich, dass er Eileen beinahe einen Kinnhaken verpasste. Wieder wurde ihre Konzentration gebrochen.

Und dann geschah... etwas. Plötzlich breitete sich Kälte vom Körper des Paladins aus und brandete wellengleich durch den Raum. Unwillkürlich zuckte Eileen zurück, doch einen Wimpernschlag später erkannte sie die Macht dahinter.

Kormath.

Wie ein Schutz legte sich die Kälte auf Voltan. Als Eileen hinsah, bemerkte sie Rauhreif auf seiner Haut. So etwas hatte sie noch nie gesehen.
Und endlich ging der Atem ihres Bruders wieder gleichmäßig. Eine kühle Ruhe hatte sich ausgebreitet. Die Gebete waren verstummt. In diese Ruhe hinein sah die Priesterin noch einmal. Die Dunkelheit, die Voltan angehaftet hatte war verschwunden. Auch das fiebernde Glühen war abgeklungen.

Voltan schlug die Augen auf. "Schwester? Was... Wo bin ich?"
Eileen atmete erleichtert auf und schloss kurz die Augen. "Im Tempel", sagte sie rauh und drückte seine Hand. "Du hattest eine Art... Anfall. Bist zusammengebrochen und wurdest von Krämpfen geschüttelt." Sie schüttelte den Kopf. "Ich weiß nicht, was das hervorgerufen hat Bruder. Aber da war etwas Dunkles in dir. Ich weiß nicht was, ich konnte es nicht klar sehen. Du hast dich wie wild gebärdet. Was immer es war, es ist jetzt weg und ich kann dir leider nicht sagen, woher es kam.
Und du hast gesprochen... hast etwas von einem Turm erzählt. Einem Wachturm, der zerstört war. Und du erwähntest einen Drachen und das mit hoher Dringlichkeit. Sagt dir das was? Kannst du dir einen Reim darauf machen?"

Voltan versuchte augenscheinlich das Gehörte einzuordnen. Er sah noch immer recht verwirrt aus. Eileen lächelte schief. "Ich habe keine Ahnung, was passiert ist. Ich war es auch nicht, die dich aus dieser... Trance geweckt hat und die Dunkelheit vetrieb. Das... das war jemand anderes." Behutsam strich die Priesterin mit der Fingerspitze über Voltans Handrücken.

"Uhm, Voltan? Ist... ist dir kalt?"
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Freitag, 28.12.2018, 13:27:00
Voltan guckte Eileen fragend an. Dann fiel sein Blick auf seine Hände.
"Oh..." sagte er nur.
Vorsichtig strich er mit den Fingern über den Raureif auf seinem Handrücken. Das Eis schmolz sofort.
"Warst du das?" fragte er Eileen. Die Priesterin schüttelte nur mit dem Kopf.
"Also...nein, kalt ist mir nicht. Im Gegenteil, zum ersten mal seit langem hab ich das Gefühl, dass mir warm ist. "
Einen Moment lang runzelte er die Stirn.
"Ich muss mit Rodian reden." sagte er dann und sprang auf. Sofort wurde ihm schwarz vor Augen und er sank  wieder zurück.
"Langsam, Bruder!" Eileen legte ihm den Arm um die Schultern und stützte ihn. Doch davon wollte Voltan nichts hören. Er suchte den Blick eines der Umstehenden.
"Du, Bruder, geh in die Bibliothek und suche Bruder Rodian. Sag ihm, dass ich ihn in zehn Augenblicken in meiner Kammer zu sprechen wünsche."
"Sofort, Voltan" Der Angesprochene eilte davon.
"Und er soll mitbringen, was er für mich hat." rief Voltan ihm nach. Dann wandte er sich an Eileen, ihren fragenden Blick ignorierend.
"Komm, hilf mir auf,Schwester. Es gibt Dinge zu tun."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Freitag, 28.12.2018, 17:24:33
Aslana sandte ein kurzes Dankgebet an die Acht, als Voltan erwachte und wieder bei klarem Verstand war.
Unhörbar stöhnte sie auf, als sie Eileen von der Dunkelheit in dem Paladin reden hörte. Sie selbst hatte nichts Finsteres mehr an Voltan wahrgenommen.
Sie hielt sich weiter im Hintergrund und beobachtete stirnrunzelnd Voltans Aktionismus.
Du solltest Dir ein klein wenig mehr Zeit nehmen, die letzten zehn Augenblicke haben Dir eine Menge abverlangt.
Aber die Priesterin sagte nichts.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Freitag, 28.12.2018, 17:38:25
"Es gibt Dinge zu tun" , echote Eilenn ungläubig. "Voltan! Du hattest gerade einen Anfall von dem ich nicht weiß, was es war. Dein Geist war irgendwie... weit weg. Und dein Körper ist sehr geschwächt und noch immer haftet Chaos an dir! Es gibt Dinge zu tun... ja, die gibt es sicher aber wenn du dich nich sofort etwas ausruhst..." Sie brach ab, als Voltans Blick sie traf. Sie kannte diesen Ausdruck nur zu gut und wusste, dass sie im Moment chancenlos war.

Resigniert hob die Priesterin die Hände. "Schön. Bringen wir dich auf dein Zimmer. Aber wenn du Dir schon keine Pause gönnen willst, will ich wenigstens ein paar Antworten auf die Fragen, die du gerade so schön ignorierst, die gesagten und ungesagten."

Sie half Voltan auf die Füße und gab ihm einen Moment, seine Balance wiederzufinden. Kurz schien der Paladin mit Schwindel zu kämpfen, dann straffte er die Schultern. Zwar stütze Eileen ihn nach wie vor aber im Moment schien es zu gehen. Als Voltan die ersten Schritte machte fiel der Raureif in einem feinen Nebel aus Eiskristallen von ihm ab. Die Anwesenden betrachteten es staunend, sagten aber für den Moment nichts dazu.

Die zwei gingen an Aslana vorbei, die irgendwie grimmig dreinschaute und alles in allem etwas unschlüssig wirkte. "Begleite uns bitte", sagte Eileen. "Vielleicht finde ich Zeit für dein Ohr." Dann aber wandte sich Eileen fragend an Voltan. "Oder ist das was wir besprechen werden erstmal nur für den Ordens bestimmt? Dann lass mich Aslana schnell auf ihr Gästequartier bringen und zumindest sicherstellen, dass es ihr an nichts fehlt, bis ich zu ihr kommen kann."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Aslana am Freitag, 28.12.2018, 18:00:25
"Lass nur, Eileen! Das hier ist im Moment wichtiger. Wenn Voltan unter vier Augen mit Dir reden möchte, dann geh. Ich werde dann erstmal in die Schänke zurückgehen. Du kannst mich dort ja abholen, wenn Ihr fertig seid.
Und Du, Voltan, solltest auf Deine Schwester hören. Schließlich willst Du auch in zwanzig Jahren noch die Finsternis bekämpfen. Das war gerade keine Kleinigkeit, was Du durchgemacht hast."
Aslana redet ruhig und sachlich.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Freitag, 28.12.2018, 18:30:20
Voltan fühlte sich zum ersten mal seit langer Zeit wieder gut. Sein Körper fühlte sich leicht und kraftvoll an. Dieses Gefühl hatte er lange nicht mehr gehabt.
"Alles in Ordnung. Bring Aslana zum Gästequartier und kümmere dich um sie. Ich spreche mit Rodian. Er hat ein paar Dinge, die er mir geben möchte. Dann können wir zwei uns unterhalten."
Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zur Tür hinaus.
Als Voltan den Innenhof überquerte, trat aus einer dunklen Ecke eine Gestalt in einem langen braunen Mantel mit hochgeschlagener Kapuze auf ihn zu.
Voltan stutzte, dann ließ er mit einem resignierten Seufzer die Schultern hängen.
"Wie hast du es diesmal geschafft, an den Wachen vorbei zu kommen?"
Sein Gegenüber antwortete nur mit einem amüsierten Schulterzucken. Unter der Kapuze sah man ein breites Grinsen, aus dem aber nur wenig Humor sprach.
"Ich komme wann ich will und ich gehe wenn ich will." sagte er mit einer leisen, kratzenden Stimme und bewegte sich weiter auf Voltan zu. Mit fast katzenhafter Anmut blieb er stehen und guckte lauernd unter dem Rand der Kapuze hervor. Dann streckte er flink eine Hand mit einer Schriftrolle aus.
"Neuigkeiten für dich. Die Truppenaushebungen laufen langsamer als geplant. Der Fürst befürchtet schon, dass das ganze ins Wasser fällt."
Voltan griff nach der Rolle.
"Gut, danke für die Information. Aber hör mal zu, Witnere, der Fürst kann auf unsere Loyalität vertrauen. Und wenn es soweit ist, dann werde ich ihm genug Kämpfer für die Invasion beschaffen. Jetzt allerdings muss ich mich um andere wichtige Dinge kümmern." Er wandte sich zum gehen. "Du weißt ja, wie die raus kommst "
Witnere grinste zum Abschied wieder sein kaltes Grinsen und verschwand im Schatten.
"Ich hasse den Kerl!" murmelte Voltan, als er auf die Tür zu ging, die zu den Quartieren der Ordensmitglieder führte.
Drinnen würde er fast von jenem Bruder, den er vorhin im Tempel zu Rodian geschickt hatte, über den Haufen gerannt.
"Ah, Voltan, Rodian ist gerade auf dem Weg in deine Kammer."
"Danke, Bruder." antwortete Voltan knapp, schob sich an dem Bruder vorbei und lief den Flur entlang.
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Eileen am Samstag, 29.12.2018, 01:36:59
Kopfschüttelnd blickte Eileen dem Paladin nach, als dieser mit kräftigem Schritt den Tempel verließ. Sie blickte erst Aslana, dann die verbliebenen drei Ordensmitglieder an. "Wenn mir einer von euch erklären kann, was hier gerade passiert ist... Nicht? Ah. Dann sind wir alle gleich schlau."

Stirnrunzelnd sah sie wieder zur Tür. "Na wenigstens schwankt er nicht mehr. Trotzdem... Er sollte sich ausruhen. Ich hasse es, wenn er das tut." Mit einem leisen Lachen sah sie zu ihrer Kriegerschwester hoch. "Fast so schlimm wie ich, hm?"

Die Priesterin seufzte und bedankte sich bei ihren Ordensbrüdern für die Hilfe. dann kniete sie sich kurz vor den Altar und danke den Alten. Allen voran dem Blauen. Dann erst ging sie mit Aslana hinaus. "Ich verstehe das nicht", begann sie wieder als die beiden Frauen den Burghof durchquerten. "Da war Dunkelheit in ihm. Und ich meine nicht das Chaos. Ja sicher, auch davon spürte ich wenig überraschend einen kleinen Rest an seinem Handgelenk. Aber da war auch noch etwas anderes, etwas das ich nicht genau sehen konnte. Es ist jetzt weg, was immer es war. Möglich, dass es auch erst genauso plötzlich... Einfluss nahm. Will sagen, er wird wohl nicht die ganze Zeit Dunkelheit in sich gehabt haben, seit Westfurth. Wenn das überhaupt zusammenhängt. Er würde sowas doch merken... oder nicht? Ach bei den Alten, ich hab einfach keine Ahnung, was das war." Eileen klang sichtlich frustriert.

Ihr Weg führte sie ins Innere des Hauptgebäudes und dort eine gut beleuchtete Steintreppe hoch. Sie gingen durch eine kunstvoll verzierte Holztür in einen relativ kurzen Gang, der auf beiden Seiten Holztüren aufwies. "Unsere Gästequartiere," erklärte die Priesterin. "Die Betten sind wirklich gut." Die beiden betraten eines der Zimmer, das schlicht aber gemütlich eingerichtet war. Ein einzelnes Bett stand an einer Wand, ein kleiner Tisch mit einem Stuhl an der anderen. Ein Truhe für Habseligkeiten war am Fußende des Bettes untergebracht und in einer Ecke stand ein kleiner Waschtisch mit einem Krug, einer Schüssel und einem Spiegel. Der Raum hatte ein verglastes Fenster. Eileen wies mit dem Kinn darauf als sie die Öllampe auf dem Tisch entzündete. "Morgen bei Tageslicht wirst du einen schönen Blick über den Fluß haben. Dies ist zwar die Ostseite aber zu dieser Jahreszeit weckt einen die Sonne nicht zu früh."

Sie sah ihre Freundin an. "Ach Aslana. Ich wünschte, die Umstände deines ersten Besuches hier wären fröhlichere. Aber ich bin sehr glücklich, dich hier zu haben. Ich sollte bald nach Voltan sehen aber erst..." Sie deutete auf ihr eigenes Ohr. "Erst kümmere ich mich darum."

Aslana setzte sich und schlug die Gugel zurück und Eileen rief Apepi an, wirkte seine heilenden Wunder. Mit leiser Stimme sprach sie ihr Gebet und ließ die Macht des Grünen durch ihre Hände fließen. "So", sagte sie nach einer Weile. "Morgen früh bist du wieder vollständig. Das ganze juckt ab und an ein wenig aber wenn man erstmal schläft, kriegt man davon nichts mehr mit. Und nun verzeih aber die Sache mit Voltan lässt mir keine Ruhe. Leg dich trotzdem noch nicht schlafen. Ich kümmere mich erstmal darum, dass man dir ein Bad einlässt. Es kommt dann jemand, der dich zum Badehaus bringt sobald das Wasser warm ist. Gönn dir das." Sie umarmte ihre Freundin kurz. "Keine Ahnung, wie lange das dauert aber wenn ich kann, sehe ich nachher nochmal nach dir. Und jetzt ruh dich aus. Ach ja... der Abort ist am Ende des Ganges. Bis bald."
Titel: Re: Heimkehr
Beitrag von: Voltan am Samstag, 29.12.2018, 15:31:10
Als Eileen den Flur zu Voltans Quartier entlang ging, kam ihr ein wie immer bedacht wirkender Rodian entgegen. Er nickte ihr vielsagend zu und sprach sie dann an.
"Guten Abend, Schwester. Sag, was ist denn in diesen Paladin gefahren? Vor Wochen bat er mich, ihm etwas zu einer bestimmten Region der Mittellande rauszusuchen, mit der Ansage, es sei nicht so dringend, und jetzt hetzt er mich zu dieser späten Stunde durch die ganze Feste. Das ist ein bisschen viel für einen alten Mann."
Er runzelte die faltige Stirn und blickte einen Moment ins Leere.
"Ich verstehe diese jungen Leute von heute einfach nicht mehr! Naja, wie dem auch sei, ich werde mich jetzt zur Nachtruhe begeben. Einen guten Abend!"
Mit einer militärisch korrekten Drehung auf dem Absatz verließ er Eileen und schritt den Flur hinunter.
Die Priesterin sah ihm skeptisch nach. Dann ging sie weiter den Flur entlang bis sie vor Voltans Tür stand. Sie hob die Hand um zu klopfen, zögerte, überlegte es sich dann anders und trat ein.
Voltan saß auf einem Holzstuhl, einen Krug Bier vor sich und ein Rauchkraut in der Hand. Auf seinem Schoß hatte er eine alte,vergilbte Karte ausgebreitet. Weitere Karten lagen auf dem Tisch vor ihm, dazu ein unglaublich dicker Foliant in Leder gebunden.
"Komm rein, Schwester. " sagte er ohne aufzusehen.
Als Eileen näher an den Tisch heran trat, konnte sie die verblichene Schrift auf dem alten Buch lesen.
"Sagen und Legenden der östlichen Mittellande "
An drei Stellen waren kleine Zettel als Lesezeichen zwischen die Seiten gelegt.
Schließlich faltete Voltan die Karte mit einem Seufzer  zusammen und ließ sie neben sich auf den Boden fallen. Er nahm einen Schluck Bier und sah dann zu Eileen auf.
"Ich hab eine neue Nachricht von Witnere erhalten. Es gibt Verzögerungen bei der Aushebung der neuen Truppen. Und der Winter zieht gerade ins Land. Es wird wohl noch dauern, bis wir einen ersten Vorstoß Richtung Heimat unternehmen können. Leider möchte sich der Fürst persönlich darum kümmern und greift nicht auf andere Ressourcen zurück. Ich könnte ihm Truppen besorgen. Oder ich wüsste, wen ich fragen könnte." Er nahm noch einen Schluck Bier, sah Eileen an und zeigte auf den Krug.
"Möchtest du?"